Rezension

Tafelrunde 2.0

Ritter reloaded - Die Tafelrunde kehrt zurück
von K. T. Milner

Bewertet mit 3 Sternen

Michael hat's echt nicht einfach. Sein Vater ist vor anderthalb Jahren ums Leben gekommen und jetzt heiratet seine Mutter dessen besten Freund, einen Ölmulti. Statt in einem netten kleinen Haus wohnt er jetzt in einem halben Palast und als wäre das nicht schlimm genug, hat er noch einen Stiefbruder bekommen, der einfach unerträglich ist. Wenn man 14 ist und somit mitten in der Pubertät steckt, ist das ganz schön harter Tobak, aber auch da hört es noch immer nicht auf. Denn am Tag der Hochzeit seiner Mutter geschieht etwas Seltsames: Nicht nur, dass sich ein Penner plötzlich in einen Falken (und zurück) verwandeln kann und sich ihm als Merlin vorstellt (ja, genau DER Merlin!), nicht nur, dass ihn übelriechende Schleimwesen angreifen und beinahe töten, nein, der sich verwandelnde Penner namens Merlin erzählt ihm, dass er, Michael, nicht irgendwer ist, sondern ein Ritter der Tafelrunde. Und dass er seine Mitstreiter suchen muuss, um zu verhindern, dass ausgerechnet der Ölmulti, den Michaels Mutter geheiratet hat, mit seinen Bohrungen dafür sorgt, dass das Böse zurück in die Welt kommt.

Natürlich glaubt Michael im ersten Moment erst mal gar nichts, doch es trudeln immer mehr Beweise für die Richtigkeit all der Behauptungen auf. Seine Freunde Gavin und Safi besitzen plötzlich übernatürliche Fähigkeiten, gefährliche Kreaturen dringen in die Schule ein, in die sie gehen und bedrohen nicht nur ihr Leben und dann taucht auch immer wieder dieses seltsame Mädchen auf, das Michaels Herz ein bisschen schneller schlagen lässt. Er muss sich seiner Bestimmung stellen, zusammen mit seinen Freunden muss er verhindern, dass Mordred wieder in die Welt zurückkehrt und sie erobert. Doch sie sind alle erst 14 und haben noch nie in ihrem Leben Waffen in der Hand gehabt oder gekämpft - oder doch?

Der Anfang beginnt spannend und humorvoll und hat mich auch sofort in die Geschichte gezogen. Michael ist ein sympathischer Kerl mit netten Freunden, der es gar nicht cool findet, plötzlich in eine superreiche Familie einzuheiraten. Leider hatte ich ziemlich bald das Gefühl, dass irgendwann eine Stelle kam, an der sich der Autor/die Autorin gedacht hat: Oh, vielleicht sollte ich nicht ganz so hart sein. Die Geschichte wurde ... nun ja. Kindlicher. Nicht mehr so spannend wie zu Beginn, dabei bin ich durchaus der Meinung, dass die Zielgruppe wohl meist im selben Alter wie Michael sein dürfte und damit ziemlich abgebrüht. Ich fand die Kämpfe immer zu einfach gelöst und zu simpel beschrieben, kaum einmal hatte ich das Gefühl "Oh, jetzt wird's aber so eng, das schaffen die nie!". Aber gerade das Bedürfnis, an den Fingernägeln knabbern zu wollen, macht doch so ein Abenteuer aus, und dafür war es mir zu gezügelt. Einerseits starben auch mal jede Menge Leute, andererseits bloß kein Blut vergießen bitte, wir sind doch hier im Disney-Land und wollen niemanden erschrecken. Schnell fort mit unangenehmen Gedanken! Von daher fand ich die Geschichte zwar interessant, aber wirklich mitreißen konnte sie mich ab der Hälfte nicht mehr.

Fazit: Nettes Kinderabenteuer ohne viel Feuer. Müsste sich im Nachfolger definitiv steigern und auch mal Mut zu Niederlagen zeigen, um zu fesseln.