Tagebuch des Bienenzüchters Egidius Arimond
Bewertet mit 5 Sternen
Norbert Scheuer lässt seinen Protagonisten Egidius Arimond dessen Erlebnisse in der Zeit von Januar 1944 bis Mai 1945 als Tagebuchaufzeichnungen erzählen. Der Gymnasiallehrer Egidius Arimond ist wegen seiner Epilepsie vom Wehrdienst und möglicherweise auch von seinem Beruf freigestellt und kümmert sich um seine Bienenvölker. Als Fluchthelfer bringt er jüdische Flüchtlinge in präparierten Bienenstöcken über die Grenze. Außerdem beschäftigt er sich mit Aufzeichnungen seines Vorfahren Ambrosius, der im 15. Jahrhundert die Bienen in die Eifel brachte.
Abwechselnd berichtet Egidius über diese Aufzeichnungen, die Bienenzucht und sein Leben im Ort. Bei letzteren steht nicht alles offen erwähnt, vieles steht zwischen den Zeilen. Sehr deutlich werden die zunehmenden Probleme im Verlauf des Krieges. Egidius braucht seine Medikamente, die immer schwieriger zu beschaffen sind. Stets fürchtet er, denunziert zu werden, denn seine Krankheit bedeutete während dieser Zeit das Todesurteil. Seine Ängste, die er nicht nur wegen seiner Krankheit hat, werden deutlich, sind jedoch sehr sachlich geschrieben.
Illustrationen von Flugzeugen von Erasmus Scheuer sind dann eingestreut, wenn von den unterschiedlichen Typen die Rede ist. Sie sind eine schöne Ergänzung. Lateinische Zitate, die direkt im Text übersetzt werden, sind am Ende des Buches zusammengefasst. Zusammen mit einem Glossar und einem umfangreichen Literaturverzeichnis runden sie das Buch ab.
Norbert Scheuer, Jahrgang 1951, lebt als freier Schriftsteller in der Eifel. "Winterbienen" stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2019 und hätte diesen Preis mehr als verdient gehabt.
Fazit: Norbert Scheuer schreibt in einer absolut lesenswerten Sprache ein ganz wunderbaren und leisen Roman über das Leben, der sehr eindringlich ist.