Rezension

Tango und Schach …

Dreimal im Leben - Arturo Pérez-Reverte

Dreimal im Leben
von Arturo Perez-Reverte

Bewertet mit 4 Sternen

1928, auf der Überfahrt nach Argentinien, begegnen sie sich zum ersten Mal – der junge Max Costa und die schöne Mecha Inzunza. Max arbeitet als Eintänzer auf dem Luxusdampfer und ist sofort fasziniert von der Ehefrau des berühmten Komponisten Armando de Troeye, von ihrer einmaligen Schönheit, von ihrer verheißungsvollen Art den Tango zu tanzen und nicht zuletzt von dem wertvollen Perlencollier an ihrem Hals. In Buenos Aires führt Max das Paar durch die zwielichtigen Tangobars seiner Heimatstadt und tanzt mit Mecha den Tango ihres Lebens. In dieser Nacht gerät alles außer Kontrolle - eine verhängnisvolle Liebe nimmt ihren Anfang, die viele Jahre später in Nizza eine Fortsetzung erfahren soll. Ein drittes zufälliges Zusammentreffen der Beiden wird beinahe dreißig Jahre danach, anlässlich eines Schachtturniers in Sorrent im Golf von Neapel, stattfinden. Max ist jetzt 64 Jahre alt …

Arturo Pérez-Reverte wurde 1951 in Cartagena/Spanien geboren. Bevor er mit seinen Romanen bekannt wurde, arbeitete er als Journalist und war Afrika-Korrespondent für eine spanische Tageszeitung und war zwei Jahrzehnte lang Reporter für den öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Televisión Espanola und berichtete von den Kriegsschauplätzen der Welt. Den 2013 erschienenen Roman „Dreimal im Leben“ (El tango de la Guardia Vieja, 2012) hatte er zwanzig Jahre zuvor zu schreiben begonnen und er soll „eine ganze Reihe von autobiografischen Details“ enthalten. Pérez-Reverte erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen und gilt inzwischen als einer der größten spanischen Autoren.

Das Buch beginnt etwas verhalten und bietet im ersten Drittel wenig Handlung. Man erfährt viel über den Tango, seine Ursprünge und Entstehung und lernt die beiden so unterschiedlichen Protagonisten näher kennen. Man erahnt vage ihre Gefühle, spürt aber deutlich die Gegensätze zwischen der eleganten, reichen Frau und dem gut aussehenden aber armen Gigolo. Interessant wird es erst in der Nacht in Buenos Aires beim Besuch zwielichtiger Tangobars, wenn Mechas Ehemann seine dunklen Seiten und moralischen Abgründe offenbart und das Paar Max dazu benutzt, ihre Begierden ausleben zu können.

Richtige Spannung kommt jedoch auf, als das Geschehen in die Gegenwart verlegt wird und die Vergangenheit in Rückblenden erscheint. Überraschungen tun sich auf und aus dem Liebesroman wird plötzlich ein Thriller um Geheimdokumente, Intrigen und Mord. Großen Raum nehmen auch das Schachspiel und die Hinterlist seiner Spieler bei Turnieren ein. Dabei rückt die Geschichte der beiden so unterschiedlichen Menschen, die sich manchmal sogar hassen und doch nicht voneinander lassen können, beinahe in den Hintergrund. Doch dem Autor gelingt es ausgezeichnet, die verschiedenen Handlungen miteinander zu verknüpfen und zu einem verblüffenden Abschluss zu bringen.

Fazit: Ein außergewöhnlicher Roman, der dem Leser den Glanz der guten alten Zeit näher bringt, aber auch seine Schattenseiten aufzeigt – eine Geschichte der verpassten Gelegenheiten, eindrucksvoll geschrieben, wenn auch mit einigen, aus meiner Sicht unnötigen, Längen.