Tatsächlich Kunst
Eine großartige Idee, die der Isländer Bjarni Bjarnason da hatte. Die Jungfrau Maria kehrt zurück. Unschuldig, göttlich und unfassbar anziehend. Sie verdreht aller Welt den Kopf und es scheint nichts zu geben, was sie nicht kann. So haben wir sie uns immer vorgestellt. Viel zu gut für diese Welt.
Dabei zeichnet Bjanason das Bild der Maria wesentlich tiefer, als es die platte Vorstellung der jungfräulichen Mutter je kann. Er zeigt ihre Verzweiflung über die Veränderung, das stumme Hinnehmen des Unausweichlichen, ihre Gier nach Nähe. Trotz allem bleibt seine Maria menschlich und mitunter fragt sich der Leser: Was ist so göttlich an ihr, wo bleibt das Weltverändernde?
Vielleicht liegt die Wahrheit ja im kleinen. Ein Kind hat gereicht, eine Religion zu gründen. Warum sollte nicht auch eine Frau Grund genug sein? Und warum reicht es nicht, das Unmögliche glaubhaft zu machen und die Perspektiven etwas zu verschieben. Denn Letztendlich ist der tiefere Antrieb im Roman nicht etwa die göttliche Jungfräulichkeit, sondern vielmehr das stete Begehren, das Zusammenfinden zweier Menschen und wie leicht ein Mensch daran zerbrechen kann.
Die Sprache ist dabei selbst in der Übersetzung oft noch wunderschön und malerisch. In tiefen Bildern und Metaphern erzählt Michael von Maria, die immer wieder Gleichnisse mit einer Drossel erzählt. Biblische Namen und bibelähnliche Stellen prägen die Nähe zur Religion, die gleichzeitig eine Kritik ist. Die Menschheit wird in ihrer Leichtgläubigkeit und ihrer Sturheit gezeigt. Und mittendrin steht Michael und glaub nichts und glaubt alles. Tatsächlich Kunst.