Rezension

Tee-Magie und chinesische Mythologie...

A Magic Steeped in Poison - Was uns verwundbar macht -

A Magic Steeped in Poison - Was uns verwundbar macht
von Judy I. Lin

Bewertet mit 4 Sternen

Der 1. Teil einer Dilogie um das Thema Tee-Magie und chinesische Mythen ist ein unterhaltsam-wendungsreiches Jugend-Fantasybuch - gelungen!

Ning hat nur ein Ziel: Sie muss das Leben ihrer kleinen Schwester retten, denn nach dem Tod ihrer Mutter könnte sie nicht noch einen Verlust ertragen. Und so nimmt sie die Einladung zum Wettkampf der mächtigsten Tee-Magier des Reiches an, obwohl sie gar nicht für sie bestimmt ist. Denn wer diesen Wettkampf gewinnt, hat einen Wunsch frei. Ning reist in die kaiserliche Stadt, deren Reichtum und Extravaganz ein Schock für sie sind, und betritt eine völlig neue Welt. Hier ist sie umgeben von Feinden, jede Runde ist ein Kampf auf Leben und Tod, und nichts als ein paar getrocknete Kräuter sind Nings Waffe. Nur ein Fremder scheint in ihr mehr zu sehen als sie selbst. Wird er ihr helfen, den Wettkampf zu gewinnen, oder ist er für sie die größte Gefahr? (Klappentext)

Schuldgefühle und Verzweiflung beherrschen das Denken von Ning. Ein von ihr zubereiteter Tee hat zum Tod ihrer Mutter geführt, und auch ihre Schwester wird sterben, wenn es Ning nicht gelingt, ein Gegengift zu finden. Sie beschließt, zum fernen Palast des Kaisers zu reisen und dort an einem Wettkampf teilzunehmen. Der oder die beste Tee-Magier:in des Landes wird nicht nur in höchste Ehren aufsteigen, sondern ihm oder ihr wird zusätzlich auch ein Wunsch gewährt. Wo, wenn nicht dort, kann Ning letztlich das Gegengift finden?

Im Palast angekommen, ist Ning überwältigt von all dem Pomp und Glanz. Schnell wird klar, dass sie recht naiv an den Wettkampf herangegangen ist. Dass sie gerne in Fettnäpfchen tritt, stellt sie gleich zu Beginn schon hinlänglich unter Beweis - sie hat Mühe, ihre impulsive Art unter Kontrolle zu halten und redet und handelt manchmal bevor sie anfängt nachzudenken Ning kennt sich weder mit der höfischen Etikette aus noch weiß sie die politischen Gegebenheiten zu deuten. Der Kaiser ist erkrankt, das Vok wird unterdrückt und ausgesaugt, allerorts herrschen Unruhen - und nicht nur unter den Teilnehmern des Wettkampfs werden Ränke und Intrigen geschmiedet, auch am Hofe kann sich niemand sicher sein, wem er wirklich vertrauen kann und wem nicht.

Beim Wettkampf selbst gibt es keine zweiten Chancen. Wer eine Aufgabe bewältigt, ist eine Runde weiter - und wer nicht, scheidet aus. Tatsächlich rückt der Wettkampf allerdings phasenweise sehr in den Hintergrund, weil dann ganz andere Dinge im Fokus stehen. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Ning, so dass die Lesenden stets auf demselben Wissensstand sind wie die junge Tee-Magierin. Damit teilt man jedoch auch die Verwirrung angesichts der vielen Ereignisse und neuen Eindrücke, die auf Ning einprasseln.

Trotz aller Hindernisse und Schwierigkeiten findet sich aber stets auch jemand am Hofe, der Ning wohlgesonnen scheint und ihr unerwartet Unterstützung zukommen lässt. Doch Ning muss es auf die harte Tour lernen: trau, schau, wem! Dies gilt v.a. für einen jungen Mann, der Ning in aller Heimlichkeit zu Hilfe eilt und mit dem sie mit Hilfe der Tee-Magie mehr als einmal eine intensive innere Bindung erlangt. Allerdings entpuppt sich sein Handeln letztlich doch als fragwürdig - und als viel Schlimmeres als das. Oder vielleicht doch nicht?

Gerade zu Beginn fiel es mir schwer, richtig in die Geschichte einzutauchen. Zu viel an Informationen prasselte da auf mich ein, manchmal nur kurz angerissen und damit verwirrend. Im Palast angelangt, erscheinen die Beschreibungen bildhafter und ausführlicher, so dass ich mir vieles besser vorstellen konnte. Interessant fand ich bei der Erzählung in jedem Fall das Einfließen von chinesischer Mythologie: Schatten, Schlangen, Drachen, Götter u.a.m. Aus Unkenntnis werde ich nicht alle Anspielungen entdeckt haben, aber mir hat das Geheimnisvolle und Mystische gut gefallen.

Besonders eindrucksvoll und oftmals überaus atmosphärisch fand ich dann die Tee-Magie als solche, die sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben kann. 'Golden Key' enthüllt die dunkelsten Geheimnisse, 'Silver Needle' kann die Wahrheit von der Lüge trennen, 'Hidden Autumn' sorgt dafür, die eigene verborgene innere Stärke zu entfalten. Gerade diese Tee-Magie war für mich ein absolut neuer Aspekt in Fantasy-Büchern und hat mir auch deshalb sehr gut gefallen. Im Verlauf der Erzählung wird immer deutlicher, über welche Kräfte die großen Tee-Magier verfügen und welche Macht dahinter steckt.

Gegen Ende nimmt die Spannung gravierend zu, es ergeben sich gefährliche bis aussichtslose Situationen, überraschende Wendungen sorgen für einen Twist, und das Ende - hält einen richtig fiesen Cliffhanger bereit. Dies ist nämlich der erste Band einer geplanten Dilogie, Band zwei soll am 30. August erscheinen. Die Neugierde darauf ist jedenfalls eindeutig geweckt.

Ein unterhaltsam-wendungsreiches Jugend-Fantasybuch, das sich flüssig lesen lässt und einen interessanten Mix aus chinesicher Mythologie, Tee-Magie und einer leisen Liebesgeschichte bietet. Für Fans des Genres definitiv empfehlenswert, und ich warte nun gespannt auf Teil zwei!

 

© Parden