Teegenuss auf höchster Qualität seit 1823
Bewertet mit 5 Sternen
Frankfurt 1838:
Friederike Ronnefeldt hat gerade die Gewissheit bekommen, dass sie mit dem 5. Kind schwanger ist, als ihr Mann Tobias Ronnefeldt – Inhaber des Geschäftes Ronnefeldt – Ostindische Tee- und Manufakturwaren – seine langjährigen Pläne verwirklicht und zu einer Expeditionsreise nach „Ostindien“ aufbricht. Zum einen möchte er dort seinem Hobby, der Naturkunde, nachgehen, zum anderen möchte er im Land des Tees herausfinden, ob und wie man Tee vielleicht auch in Deutschland kultivieren könnte. Die Reise wird ihn jedoch einige Monate von zu Hause fernhalten.
Kurz bevor Tobias aufbricht, hat sein Prokurist einen Unfall. Wie der Zufall es will, taucht gerade zu diesem Zeitpunkt Julius Mertens auf. Mertens ist ein Schulkollege von Tobias und eignet sich scheinbar perfekt für den Posten des Prokuristen. Tobias bricht beruhigt zu seiner Reise auf, doch schnell steht fest, dass Mertens seinen Posten für dubiose private Geschäfte missbraucht. Obwohl Friederike das eine oder andere Mal schon im Laden ausgeholfen hat, hat sie keine Ahnung von den administrativen Dingen; aber um ihr Geschäft zu retten, muss sie nun handeln und Mertens das Handwerk legen. Ihre Bekannte Clothilde Koch, ihr Schwager Nicolaus Ronnefeldt und Paul Birkholz, ein jüdischer Arzt, stehen ihr dabei helfend zur Seite.
Friederike verfügt über jede Menge Selbstbewusstsein, auch, um sich gegen die Gesellschaft zu behaupten, denn zur damaligen Zeit hat man mit Frauen nun mal einfach keinen Handel betrieben. Sie schafft es sogar, in einem Wiesbadener Hotel eine kleine Zweigstelle zu eröffnen.
Als Tobias von seiner langen Reise zurückkehrt, möchte er, dass Friederike sich ab jetzt wieder mit ihrem Platz als Heimchen am Herd zufrieden gibt. Doch da hat er die Rechnung ohne seine Frau gemacht.
„Die Teehändlerin“ ist der erste von zwei Teilen der Ronnefeldt-Saga. Als bekennende Teetrinkerin kenne ich zwar das Teehaus Ronnefeldt, ich wusste aber nicht, dass diese Firma schon seit 1832 als Garant für höchsten Teegenuss steht. Die Handlung des Buches beginnt 1838 und umfasst die Jahre bis einschließlich 1840. Der überwiegende Teil der Handlung spielt in Frankfurt, alternativ begleitet man als Leser Tobias Ronnefeldt auf seinem Weg durch China.
Die Autorin, Susanne Popp, hat in ihrem Buch die echte Familiengeschichte der Ronnefeldts mit fiktiven Elementen vermischt, um daraus ihren historischen zweiteiligen Roman zu erschaffen. Zu Beginn des Buches gibt es eine Personenübersicht, aus der hervorgeht, welche der Personen tatsächlich gelebt haben und, welche Personen die Autorin aus dramaturgischen Gründen hinzugefügt hat. Trotz Personenverzeichnis war es (für mich) stellenweise jedoch nicht so ganz einfach, den Überblick über die Personen zu behalten.
Die Geschichte wird aus der Sicht mehrere Personen erzählt und das sind u. a.. Friederike und Tobias Ronnefeld, Nicolaus Ronnefeldt, der Bruder von Tobias, Käthchen Kluge, die Schwester von Friederike, Paul Birkholz, einem jüdischen Arzt und Musiker und Julius Mertens.
Schon damals gab es die Judendiskriminierung, die die Autorin mit der Figur des jüdischen Arztes Paul Birkhof aufgegriffen hat. Das Thema der gemischtkonfessionellen Ehe hat die Autorin mit der Geschichte von Kathchen und Ambrosius Körner verknüpft, ebenso wie die Themen Politik und die Rechte der Frau in der Geschichte jeweils ihren Raum bekommen. Ich darf bei alledem Feng nicht vergessen, den chinesischen Führer, den Tobias von seiner Reise nach Frankfurt mitgebracht hat und auch dessen Geschichte ist nicht ohne Komplikationen.
Der erste Teil der Ronnefeldt-Saga umfasst 560 Seiten. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut zu lesen. Manche Beschreibungen sind vielleicht etwas sehr ausschweifend, aber im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen. Der 2. Teil „Die Wege der Teehändlerin“ ist bereits am 01.03.2022 erschienen und ganz sicher werde ich verfolgen, wie es mit der Familie Ronnefeldt weitergeht.