Rezension

Teeniesoap - Mord inkl.

Dark Village 1 - Kjetil Johnsen

Dark Village 1
von Kjetil Johnsen

Bewertet mit 3 Sternen

Dass man als Leser gleich zu Anfang schon mit einem Mord konfrontiert wird - kommt ja nicht selten vor, doch Kjetil Johnsen hat es mit den Geschehnissen davor so verknüpft, dass er eine beklemmende und düstere Atmosphäre aufbauen konnte, in der ich mich richtig unbehaglich gefühlt habe. Natürlich wollte ich dann sofort wissen, was es mit dieser Leiche auf sich hat und wie es zu diesem Mord gekommen ist.

Mit Johnsens sonderbarem Schreibstil wusste ich zu Beginn noch nicht wirklich etwas anzufangen. Es hat sich angefühlt wie das reinste Chaos. Abgehackte, kurze Sätze und Dialoge, die irgendwie aufgrund ihrer Kürze auch wieder realistisch erscheinen. Mit sehr jugendlicher Ausdrucksweise und einfachem Satzbau versuchte der Autor mich für sich zu gewinnen, was ihm aber nur teilweise gelang. Das Buch schien teilweise wie ein Manuskript für einen Film aufgebaut - viele Gespräche, wenig Beschreibungen - aber alles immer auf den Punkt gebracht.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass Kjetil Johnsen alltägliche Probleme, aber trotzdem auch solche von Jugendlichen aufgegriffen hat, mit denen sich vielleicht nicht jeder identifizieren kann, die uns aber alle früher oder später einmal hätten treffen können. Teilweise war es aber auch zu viel Teeniedrama. Dadurch, dass die eigentlich ernsten Themen in solche knappen Sätze gepackt wurden, ging für mich die Ernsthaftigkeit dieser Sache ein wenig verloren. Was schade ist, da man auf der Grundlage dieser Themen einen Krimi hätte aufbauen können, der weitaus realistischer gewesen wäre als andere heute.

Bei der Wahl der Charaktere hat Johnsen auf krasse Unterschiede gesetzt. Vier Freundinnen, die andersartiger nicht sein können. Die eine das schüchterne Normalo-Mädchen, die andere die aufgetakelte Tussi, dann wieder eine, die mit Mädchenkram nicht viel am Hut hat sondern lieber Fußball spielt und zu guter letzt eine, die sich in keine richtige Gruppe einordnen lässt. Alle vier besitzen ihre Eigenarten und alle vier haben einen großen Anteil an dem Verlauf der Geschichte. Wenn eine von ihnen fehlen würde, würde wahrscheinlich auch ein wichtiger Hinweis für die Aufklärung des Mordes fehlen. Denn jede von ihnen könnte die Leiche sein - sowie jede von ihnen auch die Mörderin sein könnte.

Es scheint so, als ob der Mord, dem man gleich am Anfang gegenübergestellt wird, im Laufe der Handlung etwas in Vergessenheit gerät. Die Spannung und die Neugier werden dem Leser etwas genommen, der dann am Ende auch am ausgestreckten Arm verhungert. Natürlich soll der Cliffhanger die Menschen dazu bewegen, sich die anderen Teile zu besorgen, aber wenn man den ersten Band gelesen hat, kann man irgendwie schon erahnen, dass es im zweiten und dritten sicherlich nicht zur Aufklärung des Mordes kommen wird. Darum ist es wirklich schade, dass das eigentliche Thema während des ganzen Dramas und den Problemen der Mädchen und ihrem Umfeld untergeht.

FAZIT
Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch eins von denen ist, bei denen die Geschmäcker aus- einandergehen. Zwar hat mir die packende und teilweise beklemmende Atmosphäre und die Auswahl der Charaktere sehr gefallen, jedoch bin ich absolut kein Fan von dem Schreibstil des Autors. Ich finde, dass er die Themen, die im Buch angesprochen werden, viel zu anspruchslos verpackt und umgesetzt hat.