Rezension

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Niemandsland - Caroline Brothers

Niemandsland
von Caroline Brothers

Bewertet mit 5 Sternen

Aryan und Kabir, vierzehn und acht Jahre alt, sind auf einer Reise. Auf einer bestimmten reise: Sie wollen zur Schule. Doch dafür sind sie auf der Flucht – von Afghanistan aus möchten sie zu einem Bekannten in England, Krieg, Armut und Verfolgung hinter sich lassen. Sie sind versteckt in Lieferwagen und Güterzügen oder zu Fuß unterwegs. Sie leiden unter Hunger, Erschöpfung und bitterer Kälte. Sie werden um den Lohn ihrer Arbeit betrogen, von brutalen Schleppern hintergangen und von allen anderen ignoriert. Mit Ausnahme der Polizei. Nicht immer gelingt es Aryan, den kleinen Kabir zu beschützen. Doch ein Zurück gibt es nicht.

Caroline Brothers erzählt in „Niemandsland“ die Geschichte zweier Jungen, die stellvertretend für Millionen von Kindern inmitten der Flüchtlingsströme dieser Welt stehen. Und nicht wenige davon sind, wie Aryan und Kabir allein reisende Minderjährige. Die Geschichte geht einem nahe, sie ist erschütternd und erschreckend und doch leider nichts Unbekanntes. Wir alle kennen die (aktuelle) Situation von Flüchtlingen, doch verschließen wir häufig die Augen. Caroline Brothers öffnet sie wieder. Und so wird der Blick auch auf die Rolle der Länder gezogen, die Ziel oder Zwischenstation sind – und die Haltung Europas wird einem mit voller Wucht aufgezeigt. Denn Aryans und Kabirs Europa ist auch das unsere.

Schwierig fand ich am Buch, dass es keinerlei Kapitelunterteilung gibt. Ich habe gerne klar strukturierte Leseabschnitte. Doch im Laufe der Geschichte hat sich mein Blick darauf verändert: Durch dieses Stilmittel wurde für mich die Geschichte von Aryan und Kabir nur noch unterstützt: ohne Rast, ohne Pause, immer auf dem Weg zu DEM Ziel…

Ich empfehle dieses Buch aus vollstem herzen weiter. Bedenken sollte man aber, dass dies nicht zur leichten Unterhaltung geeignet ist. Es nimmt eine mit und hallt noch lange nach…