Rezension

Teilweise wirklich schöne Szenen, gelungener Cliffhanger, aber für mich zwischendrin zu viel Drama

Wir sind das Feuer
von Sophie Bichon

Bewertet mit 3 Sternen

Achtung: Band 1 einer Dilogie!

 

Achtung: Cliffhanger!

 

 

Louisas Kindheit war seit dem tragischen Tod ihres Vaters die Hölle. Ihre Mutter hat sie dazu gemacht. Ein Teil von ihr, kann ihrer älteren Schwester nicht vergeben, dass sie sie damals mit ihr allein gelassen hat. Dennoch hat sie sich entschlossen in Redstone aufs College zu gehen, die Stadt, in der ihre Schwester lebt. Vielleicht gelingt es ihr, das Verhältnis wieder zu kitten.

Paul hat einen One-Night-Stand nach dem anderen. Das ist alles was er geben kann, seit er große Schuld auf sich geladen hat. Er verdient nicht mehr – so seine feste Überzeugung. Als er Louisa begegnet, wirft sie ihn vollkommen aus der Bahn. Irgendetwas an ihr, zieht ihn an, bringt ihn dazu ihr nahe zu kommen, mit ihr tiefschürfende Gespräche zu führen und ein ganz anderer Paul zu sein. Doch er darf sie nicht an sich heranlassen. Sein Geheimnis würde ihr Herz brechen.

 

 

Einerseits fand ich das Buch wirklich schön. Wie Louisa und Paul sich unterhalten haben, sich einander geöffnet haben und dergleichen und auch wenn sie sich nähergekommen sind, das war echt schön. Was mich aber echt gestört hat, war das andauernde Gejammer von beiden. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass sie nicht schlimmes erlebt haben und ihnen das Recht absprechen traurig zu sein, aber was mich daran genervt hat, war, dass das andauernd wiedergekäut wurde. Die beiden haben sich in ihren Schuldgefühlen gesuhlt. Es dauert buchstäblich bis zur vorletzten Seite, bis man erfährt, was bei Paul damals vorgefallen ist. Wobei ich zugeben muss, dass ich einen Verdacht hatte und damit richtig lag.

 

Ich hasse diese Teenager-Logik: mein Geheimnis wird ihr das Herz brechen, also breche ich es ihr lieber gleich, indem ich ein A... bin. Wo ist da bitte die Logik?! Er war andauernd heiß und kalt, lieb und A... immer abwechselnd. Ich bin kein Fan von hin und her. Ich kann es akzeptieren, tolerieren und manchmal sogar mitfiebern, aber nur, wenn ich die Motive dafür verstehen kann; z.B. wenn es um Lehrer/Schüler Beziehungen geht am College oder Chef/Angestellte, wenn also echte Probleme dahinterstecken, dass man einfach wirklich nicht zusammen sein darf! Und genau diese Gründe fehlen hier, weil man ewig nicht erfährt, warum Paul sich so verhält. Er hält sein Verhalten für notwendig, aber er liefert keine richtige Begründung. Ich weiß, dass das hier eine überraschende Wendung geben sollte und deswegen so lange verschwiegen wurde, aber ich persönlich finde, dass hier die Wendung auf Kosten der Nachvollziehbarkeit geht. Wobei die Wendung wirklich heftig ist. Eine Andeutung, nicht so viel, dass man sofort weiß, was Sache ist, aber zumindest etwas hätte mir schon gereicht, um Paul besser zu verstehen.

 

Was mich auch gestört hat ist, dass Louisa immer alles, was sich negativ auf sie bezieht, sofort glaubt. Sie hat einen Streit mit Paul, ist zurecht wütend, er dreht den Spieß um und wirft ihr echt fiese Macho-Sachen an den Kopf und auch so manch anderes. Statt also weiter wütend zu sein und ihn dafür ordentlich verbal zur Brust zu nehmen, ist sie sofort der Meinung, er habe recht und zieht sich zurück. Das fand ich echt schade. Klar gab es einen Grund für dieses Verhalten, es war wichtig für die Handlung, aber trotzdem nervt es mich. Louisa steckt eher ein, als dass sie für sich selbst einsteht.

 

Fazit: Das Buch hat durchaus seine schönen Szenen, die hat es wirklich. Zudem ist die Wendung/Auflösung am Ende wirklich ein heftiger Cliffhanger, wobei ich schon einen Verdacht hatte und damit richtig lag.

Allerdings hat mich das ewige hin und her genervt. Das Problem war vor allem für mich, dass auf mich die ständige Selbstgeißelung und das sich in Schuldgefühlen suhlen bei beiden wie Gejammer wirkte. Es wurde ständig wiederaufgewärmt und in meinen Augen ist ihre jeweilige Reaktion auf das, was dahintersteckte übertrieben. Ich kann zum Beispiel sehr gut verstehen, warum sich Louisa so verhalten hat für mich gibt es keinen Grund sich irgendwie schuldig zu fühlen. Paul ist in meinen Augen auch nicht schuld, zumindest nicht in der Art, wie er es in den Andeutungen, die wirklich extrem spärlich waren, hat anklingen lassen. Er ließ es schon fast klingen, als habe er jemanden aus reiner Mordlust oder im Streit ermordet, in Wirklichkeit ist aber etwas ganz anderes passiert. Mir sind beide in ihrer Reaktion viel zu dramatisch.

Klar hat man Schuldgefühle, die hat jeder, aber die beiden wälzen sich immer und immer und immer wieder darin und das empfand ich als nervig.

 

Insgesamt bin ich ziemlich zwiegespalten. Wegen der guten Szenen gibt es aber von mir 3 Sterne – mehr war aber leider wirklich nicht drin.