Rezension

Teilweise zu ausufernd, meistens spannend und voller Ideen

Ferryman -

Ferryman
von Justin Cronin

Tatsächlich hat mich das Buch ein wenig überrascht. Im positiven Sinne. Ich hatte einen leichten Krimi erwartet, mir wurde jedoch eine neue phantastische Welt im Science-Fiction-Stil eröffnet, in die ich mich erst hineinfinden musste. Der Einstieg war holprig, trocken, zu viel Neues prasselte auf mich ein. Doch als ich mich mit den Figuren und Gegebenheiten vertraut gemacht hatte, war ich schier gefangen in der sagenumwobenen Story.

Proctor Bennett ist der Hauptprotagonist der Geschichte. Ein wenig gewöhnungsbedürftig als Charakter, aber nach und nach habe ich ihn zu verstehen gelernt. Er liebt Prospera, stellt nichts in Frage, lebt sein Leben. Sowohl beruflich als auch privat. Jedoch hat so alles schöne Leben ein plötzliches Ende, weshalb sich unser Charakter die Frage stellt: „Was mache ich hier eigentlich?“ Das hat mir gut gefallen, denn dadurch hat sich Proctor weiterentwickelt und seine Figur ist durch diese Erfahrungen gewachsen. Auch die Nebenfiguren haben zur Story beigetragen und konnten daher gut mit Proctor harmonieren. Den ein oder anderen hätte ich gern näher kennengelernt, zum Beispiel seine Frau Elise, Künstlernatur, wild und eigensinnig.

Zu Beginn wirkt das Buch und auch die Geschichte düster, unnatürlich, sodass ich (wie eingangs erwähnt) Probleme hatte, mich zurechtzufinden. Der Autor wechselt zwischen auktorialer Erzählweise und der Ich-Perspektive hin und her, was einfach nicht mein Ding ist. Ich muss mich dadurch andauernd kopftechnisch umstellen, weshalb ich eine einzelne Perspektive bevorzuge.

Ungefähr zur Hälfte des Buches zieht die Geschichte merklich an und es kommt zu Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Auch der Schreibstil des Autors hat sich nach und nach verbessert. Man konnte seine Begeisterung für die Geschichte förmlich spüren und sich dem Sog deswegen nicht mehr entziehen. Durch seine detailreichen Beschreibungen des Lebens in Prospera und der umliegenden Welt, konnte ich mir das Leben dort wunderbar vorstellen und habe die Geschichte sehr genossen. Insbesondere das Ende hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es vorhersehbar war. Aber die ganze Aufdröselung der Geschehnisse war rundum gelungen, spannend und hinterließ keine offenen Fragen.

Fazit: Das Buch rutscht hin und wieder in einen Bereich, in dem man sich selbst die Frage stellt, wieso, weshalb, warum passiert dieses und jenes. Mir selbst ist das ein wenig zu sehr Philosophie und Eintönigkeit gewesen. Der Autor hätte diesen Teil besser ausarbeiten oder eben komplett rauslassen können. Der Hauptstrang an sich jedoch war interessant und gut umgesetzt, facettenreich und voller kreativer Plotideen. Ich empfehle das Buch gern weiter, denn dem ein oder anderen Science-Fiction-Fan wird es bestimmt gefallen.