Rezension

Temporeicher, spannender Jugendthriller über 'Künstliche Intelligenz'!

LifeHack. Dein Leben gehört mir - June Perry

LifeHack. Dein Leben gehört mir
von June Perry

Unzählige Filme und Bücher der letzten Jahrzehnte setzen sich mit Künstlichen Intelligenzen auseinander. Die Furcht vor der unbekannten Variablen, vor einer menschengeschaffenen Kreatur, die uns irgendwann den Platz auf dem Thron der Welthierarchie streitig machen könnte, beherrscht das weit verbreitete Bild von Robotern. Auch die deutsche Autorin Marion Meister, die hier hinter ihrem Pseudonym June Perry schreibt, entwirft in ihrem Jugendthriller „Lifehack“ ein futuristisches Szenario, indem die Gesellschaft auf die Unterstützung durch Androiden bereits angewiesen ist. Kann sie damit überzeugen?

Die gesamte Handlung ist aus fünf verschiedenen Perspektiven wiedergegeben, die einen umfangreichen Überblick ermöglichen und verschiedene Handlungsmotive deutlich herausarbeiten. Vor allem ist es die Hauptfigur Ellie, die in der Leser*in starkes Mitempfinden auslöst. Wie macht- und kraftlos sie sich in ihrer Position fühlt, wird hervorragend herausgearbeitet – somit etabliert sie sich zu einer stabilen Identifikationsfläche. Ihre Beweggründe scheinen, allein schon durch ihren tragischen, erzählerisch packenden Hintergrund, nachvollziehbar; sie durchschreitet zudem eine umfangreiche, aber jederzeit glaubwürdige charakterliche Weiterentwicklung.

Das im vorliegenden Roman skizzierte Szenario wirft zahlreiche hochinteressante philosophische Ansätze auf, auf die ich mich als Leser freudig einließ. Wo zieht man die genaue Grenze zwischen einem Mensch und einer Maschine, wo genau sitzt die Seele im Körper und ab wann ist ein Leben menschlich? Zudem entwirft die Autorin (obgleich teils etwas grobschlächtig) realistisch anmutende sozialkritische Grundlagen, was den Umgang zwischen der Bevölkerung und den eingesetzten Androiden anbelangt.

Die Autorin präsentiert uns mit „Lifehack“ einen extrem kurzweiligen und spannenden Jugendthriller, der seines raschen Erzähltempos wegen schwierig aus der Hand zu legen war. Sie kann zudem durch einen unvorhergesehenen Plottwist begeistern, der die gesamte Handlung auf den Kopf stellt und um wertvolle Anekdoten und einen interessanten Perspektivwechsel ergänzt. Das hatte ich so nicht kommen sehen! Alle Handlungsstränge münden schließlich in ein actionreiches Ende, das ein rundum gelungenes Buch würdig zu Ende führt.

Dem gegenüber stehen einige, starke Logiklöcher, die mich dann doch häufig mit der Stirn runzeln ließen. Dafür erwiesen sich die geschilderte Gefühlstaubheit und die Möglichkeit, einen Roboter derart menschenähnlich herstellen zu können, dass er von seiner Maschinenhaftigkeit abzulenken versteht, eindeutig zu unglaubwürdig. Im nachträglichen Revuepassieren erweist sich der Roman an einigen Stellen als ein wenig uninspiriert – ich hätte „Lifehack“ insgesamt ein wenig mehr Mut zur Individualität gewünscht.

Letztendlich sind es aber doch deutlich die positiven Argumente, die hier überwiegen. Für alle jungen Leser, die sich vom Klappentext angesprochen fühlen, kann ich hier eine deutliche Leseempfehlung aussprechen – denn das Buch hält, was es verspricht!

„Lifehack“ ist ein temporeicher, spannender Jugendthriller über das Thema „Künstliche Intelligenz“ mit einigen interessanten philosophischen Denkanstößen.

Ich vergebe daher gerne sehr gute vier von fünf möglichen Sternen.