Rezension

Temps glaciaires - Eisige Zeiten im Original: Endlich ermittelt Adamsberg wieder, und wie!!! :)

Das barmherzige Fallbeil
von Fred Vargas

Bewertet mit 5 Sternen

Vorab muss ich gestehen, dass ich seit dem ersten Kriminalroman von Fred Vargas ein absoluter Fan bin, der bzw. die 4 Jahre sehnsüchtig auf einen neuen literarischen "Krimi-Sprach- und Nervenkitzel" wartete: Das Warten hat sich gelohnt; ich wurde (trotz einiger, die die Übersetzung von Waltraud Schwarze, die ihrerseits bereits den letzten Vargas-Krimi (Die Nacht des Zorns) übersetzte und es m.E. wirklich schwierig ist, "Wortspiele" aus dem Französischen in die deutsche Sprache zu übersetzen...) nicht enttäuscht!

Inhalt:

"Innerhalb weniger Tae werden die Leichen einer Mathematiklehrerin und eines reichen Schlossherrn in Paris entdeckt, die vermeintlich Selbstmord begangen haben. Die brutale Szenerie alarmiert zwar die Polizei, doch es scheint keine Verbindung zu geben. Bis Jean-Baptiste Adamsberg auf unauffällige Zeichnungen an beiden Tatorten aufmerksam wird. Kurz darauf stellt sich heraus, dass die Lehrerin vor ihrem Tod dem Sohn des Schlossherrn geschrieben hat. Der Brief führt Adamsberg auf die Spuren einer verhängnisvollen Reise nach Island - sowie in die Untiefen einer Geheimgesellschaft, die sich Robespierre und der Terrorherrschaft während der Französischen Revolution verschrieben hat. Weitere Menschen sterben, und für Adamsberg beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und einen ebenso wandelbaren wie unbarmherzigen Mörder..." (Quelle: Buchrückentext)

Meine Meinung:

Die Spuren - einerseits nach Island, andererseits in die geheime Gesellschaft, die die Zeit der französischen Revolution um Robespierre in ihren "Sitzungen" wieder aufleben lässt:  Jean-Baptiste Adamsberg muss sich entscheiden, welcher Weg der Ermittlungen der richtige ist und der Teufel steckt wie immer im Detail - darin ist Vargas eine Meisterin ihres Fachs, genau diese "détails" zu beschreiben. Der Täter legt ausreichend "Fährten" und versucht, Adamsberg und die ganze Brigade auf Abwege, die in den Nebel führen, zu bringen...
Doch wie wir Adamsberg kennen, schiebt dieser in diesem Krimi zwar dieses mal keine Wolken, dafür lässt er mit viel psychologischem und kriminalistischem Gespür seine Gedanken "wie Kaulquappen an die Oberfläche seines Denkens schwimmen". Dies sind jene Momente, in denen sein Blick verschwommen ist: Sein Stellvertreter Adrien Danglard, bekennender Weißweinliebhaber, und alle Brigadiers kennen - und fürchten - diesen Blick, der sich im Laufe der Handlung als wahre "Zerreißprobe" innerhalb der Brigade erweist.
Kannte ich bereits viele Wesenszüge, Vorlieben und Abneigungen von Adamsberg, Danglard, Rétancourt (die Göttliche ;), Veyrenc, Estalère, Mercadet etc., so habe ich wiederum bis dato unbekannte "Nuancen" an ihnen entdecken können: Dieses "Innenleben der Brigade" (einschließlich "der Kugel") macht einen Teil der "Magie Vargas" für mich aus und am liebsten würde ich mich mit Adamsberg, Danglard, Rétancourt und den anderen in der "Brasserie des Philosophes" einmal zu einem Weißwein treffen! Die Sympathie für Wildschweine, hier in Gestalt von Marc, unterstelle ich Fred Vargas abermals ;)

Fazit:

Mit vielen "Schmunzlern" hat es mir sehr viel Spaß gemacht, "Temps glaciaires" (eisige Zeiten) im Originaltitel, den ich passender finde, auch zum tollen Cover, zu lesen: Adamsberg, der Wolkenschaufler aus den Pyrenäen, hatte dieses Mal ein "höllisches Algenknäuel" zu entwirren, in dem er sich als "Eingeschleuster" mitsamt dem natürlich völlig faszinierten Danglard in die Gesellschaft der geheimen Schriften um Robespierre begibt - und Reisen in den isländischen Nebel unternimmt, um all die Perücken, Schminke und den nebulösen Schleier dieses Falles zu enttarnen: Herrlich waren für mich die Wortspiele, der Humor, der "Afturganga" und solch' schrullige Nebenprotagonisten wie Rögnvar; brillant und großmütig hat Adamsberg die "Abtrünnigkeit seines Stellvertreters" (zeitweilig) verzeihen können: Ich las, dass die Autorin in einem Interview sagte, sie finde nicht die Ideen, sondern die Idee (für einen neuen Krimi) fänden sie: 
Möge die nächste Idee sie baldigst - plustot possible - ereilen ;) !! Ich freue mich bereits jetzt darauf und vergebe 95° auf der Krimi-Couch und 5 Sterne.