Rezension

Teuflisch spannend

Teufelsnetz -

Teufelsnetz
von Max Seeck

Bewertet mit 5 Sternen

Zwei Influencer verschwinden und auf deren Social Media Kanälen erscheinen Todesanzeigen. Ein makabrer Publicity Gag? Außerdem wird eine junge Frau tot im Wasser aufgefunden. Sie ist angezogen wie ein japanisches Schulmädchen. Hat das etwas mit den verschwundenen Influencern zu tun? Eine der beiden hat schließlich japanische Wurzeln. Knifflige Aufklärungsarbeit für die ungewöhnliche Ermittlerin Jessica Niemi und deren Team.

 

Dieser Thriller von Max Seeck ist das zweite Buch um diese Kommissarin. Es spielt in Helsinki. Ich kenne den ersten Band nicht und musste feststellen, dass mir trotzdem beim Lesen dieses Buches nichts fehlte. Dieser Thriller lässt sich also als eigenständig betrachten.

 

Überhaupt gefällt mir, wie die ganze Geschichte „gestrickt“ ist. Es fängt gleich sehr spannend an mit einer schockierenden Handlung, die man aber noch nicht so richtig einordnen kann, das kommt erst später. Aber es hat mich neugierig gemacht.

 

Dann geht es weiter mit Lisa Yamamoto, das ist eine der später verschwundenen Personen, und danach mit der Kommissarin – ebenfalls in einer ungewöhnlichen und schockierenden Situation. Von Anfang an gefesselt wurde ich also in die Story hineingezogen und habe danach gleich weitere Charaktere kennengelernt.

 

So gefällt mir das. Lange Schilderungen von Landschaften oder Gesichtern mag ich nicht – zumindest nicht in einem Thriller. Ich will von Anfang an Action haben. Max Seeck liefert mir diese ganz nach meinem Geschmack.

 

Die Protagonistin Jessica Niemi mag ich gleich von Anfang an und auch ihre engsten und vertrauten Kollegen Jusuf und Rasmus. Überhaupt nicht einordnen konnte ich zunächst Helena Lappi, ihre neue Chefin und einen weiteren Ermittler, Jami Arjula. So versprach es, noch interessanter zu werden.

 

Die Personen sind prima charakterisiert. Jessica Niemi hat zwischendurch immer eine Art Wahnvorstellungen. So ein Psychoknacks macht eine Story natürlich ein wenig interessanter. Aber an manchen Stellen fand ich es etwas übertrieben. Nach meinem Geschmack wäre hier etwas weniger besser gewesen.

 

Der Sprachstil des Autors gefällt mir sehr. Aufgefallen sind mir besonders kurze bildliche Beschreibungen. Beispiele: Er schildert die Farbe eines Hauses als blassgrün – wie ein „abgestandener Smoothie“ oder Rasmus als „34-jährigen Teenager“. Diese sind mir besonders in der ersten Hälfte des Buches aufgefallen.

 

Später werden solche „Bilder“ seltener, dafür wird die Handlung immer spannender. Das hier ist wieder mal ein Buch, dass ich, je weiter ich gelesen hatte, immer schwerer zur Seite legen konnte, denn der Spannungsbogen wurde mehr und mehr gespannt.

 

Normalerweise mache ich mir einen Sport daraus, bei solchen Büchern vorher erraten zu wollen, wer der Täter ist und was insgesamt dahinter steckt. Manchmal gelingt mir das. Hier ist es dem Autor gelungen, mich auszutricksen. Die Auflösung war ziemlich überraschend. Vor allem weil dann noch jemand auftrat, den ich überhaupt nicht mehr auf dem Schirm hatte.

 

Eine Kleinigkeit, die aber mit dem Fall nichts zu tun hatte, ist meiner Meinung nach offen geblieben. Wahrscheinlich soll das eine zarte Verbindung zum nächsten Jessica-Niemi-Roman sein. Ich persönlich mag so etwas nicht. Ich hätte gern eine logische Erklärung für alles gehabt. Aber es ist nicht bedeutend genug, um meinen überaus positiven Eindruck von diesem Buch zu beeinträchtigen.

 

Zum Schluss möchte ich unbedingt noch erwähnen, dass mir das Design des Buches auch sehr gefällt. Buchschnitt, erste und letzte Seite sind ganz in Rot gehalten, so dass das Buch wie in diese Farbe eingepackt wirkt. Das passt super zum Cover. Auf der hinteren Cover-Innenseite ist ein Stadtplanausschnitt von Helsinki dargestellt, in den die einzelnen Orte der Handlung eingezeichnet sind. Das ist ein nettes kleines Extra. Die finnischen Straßennamen sind aber auch kompliziert! Es schadet jedoch nichts, wenn man sie sich nicht merken kann.

 

Fazit:

 

Ein sehr spannender Thriller, der mir während des Lesens viele knifflige Rätsel aufgegeben und es mir dadurch schwer gemacht hat, ihn zwischendurch zur Seite zu legen.

 

Wer von ein paar skurrilen Psychosachen in Form von Wahnvorstellungen der Kommissarin nicht abgeschreckt ist, wird dieses Buch genießen. Immerhin kann sie Wahn und Wirklichkeit unterscheiden. Sie ist eben etwas Besonderes.

 

Es gibt auch keine zu blutigen oder ekligen Szenen. Wer da wie ich etwas empfindlich ist, braucht hier keine Angst zu haben.