Rezension

The Girl Before

The Girl Before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot. - JP Delaney

The Girl Before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot.
von JP Delaney

Rezension zu The Girl Before von JP Delaney

 

Seit dem Erscheinen von „Gone Girl“ wird der Markt schier an Thrillern, in dem das Wort Girl auf jeden Fall vorkommen muss (oder aber eben ein Mädchen verschwindet), überschwemmt. Vor einiger Zeit angefangen und immer noch nicht beendet, wäre da zum Beispiel „Perfect Girl“ von Gilly Macmillan oder auch „Girl on the Train“ von Paula Hawkins, welches ich noch nicht gelesen habe. Zum Thema passend wären da auch noch „Good as Gone“ von Amy Gentry sowie „The couple next door“ von Shari Lapena. Am Wochenende sorgte dieses Thema auch in einer Session auf dem Litcamp in Heidelberg für Gesprächsstoff. „The Girl Before“ ist eines jener Bücher, die einem auf allen Kanälen entgegen lachen und die Bewertungen schwanken von „genial“ bis „grauenhaft“. Ein Grund mehr dem selbst auf den Grund zu gehen, dachte ich mir. 

 

Daten:

 

Titel: The Girl before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot

Autor: JP Delaney

Übersetzer: Karin Dufner

Verlag: Penguin (Randome House)

Genre: Thriller

Preis: Taschenbuch 13,00 € | ebook 9,99 €

Erscheinungsdatum: 25.04.2017

Isbn: 978-3328100997

 

Klappentext:

 

Nach einem Schicksalsschlag braucht Jane dringend einen Neuanfang. Daher überlegt sie nicht lange, als sie die Möglichkeit bekommt, in ein hochmodernes Haus in einem schicken Londoner Viertel einzuziehen. Sie kann ihr Glück kaum fassen, als sie dann auch noch den charismatischen Besitzer und Architekten des Hauses kennenlernt. Er scheint sich zu ihr hingezogen zu fühlen. Doch bald erfährt Jane, dass ihre Vormieterin im Haus verstarb – und ihr erschreckend ähnlich sah. Als sie versucht, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, erlebt sie unwissentlich das Gleiche wie die Frau vor ihr: Sie lebt und liebt wie sie. Sie vertraut den gleichen Menschen. Und sie nähert sich der gleichen Gefahr. (Randome House)

 

Meinung:

 

Anhand eines Thrillers wie diesem zeigt es sich, dass die Abschaffung der Sterne- bzw. Punktebewertung eine gute Idee gewesen ist. „The Girl Before“ lässt mich mich widersprüchlichen Gefühlen zurück und es wäre schwierig, die Bewertung auf eine Zahl zusammen zu fassen. 

 

Der Thriller hält zwei Erzählstränge bereit: den von Emma „damals“ sowie den von Jane „heute“. Das Besondere hieran ist, dass die Wörtliche Rede bei Emma komplett ohne Anführungszeichen auskommt. Dies gibt dem Ganzen noch mehr den Hauch von Vergänglichkeit, war stellenweise allerdings nicht ganz einfach zu lesen. Wo fängt ein Satz eines anderen an und wo hören Emmas Gedankengänge auf? Nicht nur an dieser Stelle ist dem Autor das Verwirrspiel wahrlich gelungen. 

 

An der ein oder anderen Stelle wurde auf Ähnlichkeiten zu New Adult Romanen hingewiesen. Ich kann diese Kritik verstehen, sehe die Klischees hier aber in einem ganz anderen Zusammenhang eingesetzt. In diesem Thriller spielen den persönlichen Vergangenheiten der beiden Frauen eine große Rolle. Sie sind vorbelastet, dies macht jedoch im weiteren Verlauf immer mehr Sinn und die Aufklärung am Ende bestätigte dies weiterhin. 

 

Die Story rund um das fade und kahle Architektenhaus konnte mich insoweit überzeugen, als das eine bedrückende Atmosphäre direkt von der ersten Seite an geschaffen wurde. Der Spannungsbogen, der zu Beginn hart angezogen wird, hing jedoch rasch durch. Der Mittelteil war für mein Empfinden eine einzige Länge, die es zu überwinden galt. Delaney lässt sich viel Zeit für den Figurenausbau und im Grunde ist ihm dies auch geglückt, doch teilweise verzettelt er sich zu sehr in Nebenhandlungen und die Geschichte kommt dadurch nicht in Schwung. Ich habe deswegen auch viel länger für das Beenden des Buchs gebraucht und stellenweise sogar darüber nachgedacht, es abzubrechen. Zum Glück habe ich weitergelesen, denn bei der Zusammenfädeln der beiden Erzählstränge sowie der Auflösung wurde das Tempo deutlich erhöht und die anfängliche Spannung war wieder zu spüren. Bei einem Thriller von diesem Kaliber wären hundert bis hundertfünfzig Seiten weniger sicher nicht schädlich gewesen. 

 

Um in das Haus einziehen zu können, müssen die potenziellen Mieter einen Fragenbogen ausfüllen, sowie ein Regelwerk unterzeichnen. Auszüge aus dem Fragebogen befinden sich am Anfang eines jeden Abschnittes und sollen auch den Leser an seine moralischen Grenzen führen. Ein nettes Detail, was den Thriller deutlich interessanter wirken lässt. 

 

Die genaue Technik von Folgate Street 1 inklusive der Smart Home Software Housekeeper kam auch für meinen Geschmack zu wenig zum Zuge und ging im teilweise unwichtigem Geplänkel unter. 

 

Gut zu wissen:

 

Ähnlichkeiten zu dem Film „Sliver“ aus dem Jahre 1993, auf welche einigen anderen Rezensenten hingewiesen hatten, konnte ich anhand der Filmbeschreibung erst einmal nicht feststellen. Um dazu genau etwas schreiben zu können, müsste ich erst wohl erst den Film sehen müssen. 

 

Die Filmrechte zu „The Girl Before“ wurden durch Ron Howard gesichert. Mehr ist zur Verfilmung bislang noch nicht bekannt. Sollten sich hierzu mehr Infos ergeben, werde ich auf dem Blog dazu berichten.

 

Hinter dem Pseudonym „JP Delaney“ soll sich ein Kreativdirektor einer englischen Werbeagentur verbergen (quelle: stuttgarter-zeitung.de) und laut Random House sind seine anderen Werke unter Eigennamen bereits in den Bestsellerlisten vertreten.

 

Fazit:

 

Ein spannender Anfang und ein rasantes Ende sind die Stärken von „The girl before“. Allerdings zieht der doch zähe Mittelteil deutlich Sympathiepunkte ab. Eine bedrückende und teilweise gruselige Stimmung kann konstant aufrecht erhalten werden, doch unnötig aufgebauschte Nebengeschichten ziehen den Roman zu sehr in die Länge. Mit hundert Seiten weniger hätte er genauso gut, wenn sogar besser funktionieren  können.