Rezension

The Guards - Irish Crime? Ja, wo denn??

Jack Taylor fliegt raus
von Ken Bruen

Bewertet mit 3 Sternen

Jack Taylor bekennender Alkoholiker und Expolizist arbeitet nach seinem Rauswurf bei der Polizei als Privatdetektiv. Sein Fall: Eine mysteriöse Selbstmordwelle von jungen Mädchen. Schließlich bittet die Mutter eines der Opfer Jack Taylor um Hilfe.

Man könnte meinen das wäre doch die Handlung des Buches, von dem Fall an sich bekommen wir allerdings nichts mit. Fokus des Buches ist Jack Taylor von dem wir sehr viel erfahren und seinen Lebensalltag miterleben. Wie er den Fall überhaupt löst bleibt schleierhaft. Die Selbstmordwelle bleibt bis zum Schluss Nebensache und wird per Zufall und Glück irgendwie aufgeklärt. Hat Taylor überhaupt etwas dazu beigetragen? Okay er "schnüffelt" rum und stellt Verdächtigen Fragen. Aber ohne großes "TamTam" wird der Fall easypeasy geklärt und man denkt sich: Von wegen Krimi. Diese Geschichte erzählt einfach nur über Jack Taylor. Spannung ist leider Fehlanzeige.

Der belesene Expolizist in den 50gern scheint mit seinem Leben nicht klar zukommen und philosophiert über das Dasein als Alkoholiker, die Trauer um den Vater und überhaupt über das ganze verdammte Leben. Seite für Seite erlebt man seinen Verfall mit. Ich hatte das Gefühl von einer "herunter gekommenen, dreckigen" Stimmung. Der starke sarkastische Humor jedoch brachte mich dazu bis zum Schluss weiter zulesen, da die Hauptfigur an sich sehr interessant ist. Man darf keinen genialen Detektiv erwarten, der zu tief in die Flasche greift. Taylor ist ein hoffnungsloser Fall mit ein bisschen Humor und ne Portion Glück.

Der Schreibstil ist sehr sehr simpel. Der Autor verliert sich nicht in Details und kommt direkt auf den Punkt. Das gesamte Buch scheint nur aus Hauptsätzen und wörtlicher Rede zu bestehen. Kurze abgehackte Sätze, die einem das Lesen teilweise erschweren. Weiterhin kommen unzählige Zitate, Vergleiche mit Musikern, Songtexte, Schauspielernamen usw. vor, die man als nicht irischer Leser gar nicht kennen kann. Glücklicherweise befindet sich am Ende des Buches ein Anhang mit Erklärungen, dennoch stört es mich wenn ich ständig vorblättern muss um zu erfahren von wem oder was Taylor da faselt.

Ich hatte das Buch in sehr kurzer Zeit durch, was einfach an dem Schreibstil und der wenigen Handlung liegen mag. Dennoch fand ich die Geschichte trotz der fehlenden Handlung und dem nebensächlichem Fall irgendwie ganz reizbar. Der dunkle irische Flair des Buches ist interessant und unterhaltend, besonders die humorvollen Passagen, die vor Sarkasmus nur so strotzen. Ich mag sarkastische Schreibweisen ganz gerne, von daher kann ich zusammenfassend sagen das Jack Taylor kein totaler Reinfall ist.

"Ich vermisse vieles, aber am meisten vermisse ich mich."