Rezension

The same procedere as every year

Heimliche Versuchung
von Donna Leon

Bewertet mit 4 Sternen

Was soll man als gestandener Donna Leon-Leser Neues schreiben? Wie in den 26 Romanen zuvor plätschert die Handlung so vor sich hin, bis sich so etwas wie ein Fall abzeichnet. Wer diese Art des Schreibens mag, kommt auch dieses Mal nicht zu kurz, wer zum Nägel-Kauen anregende Spannung sucht, sollte besser die Finger von den Romanen der Frau Leon lassen. Brunetti sinniert wie eh und je während der Ermittlungsarbeit über den Verfall Venedigs und den gesellschaftlicher Werte.

Was den Fall betrifft:  Brunetti erhält in der Questura den Besuch einer Architekturprofessorin, einer Bekannten seiner Gattin Paola. Diese macht sich Sorgen um ihren Sohn, der vermutlich Drogen konsumiert. Doch auf Brunettis Nachfrage nach dem Dealer verhält sie sich merkwürdigerweise mehr als zurückhaltend. Kurze Zeit später wird Brunetti während der Nacht zu einem Einsatz gerufen. Neben einer Brücke liegt ein schwer verletzter Mann, unklar, ob es sich um einen Unfall oder ein Verbrechen handelt. Doch Brunetti findet schnell heraus, dass es sich bei dem Verletzen um den Ehemann der Professorin handelt. Hat er auf eigene Faust eine Aussprache mit dem Dealer versucht? Doch die Drogenspur führt ins Leere. Stattdessen erweist sich das Motiv für das Verbrechen als einfache Hab- und Raffgier.

Neben der Haupthandlung hat Brunetti Sorgen um Senorina Elletra, die im Mittelpunkt eines Maulwurfskandals in der Questura steht. Und zur Abwechslung ist sein Chef Patta dieses Mal weichgespült und behandelt ihn mit ausgesprochener Zuvorkommenheit. Mal sehen, wie das weitergeht.