Rezension

Theater

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen« - Martin Schörle

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
von Martin Schörle

Bewertet mit 5 Sternen

"Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten" und "Einladung zum Klassentreffen" von Martin Schörle aus dem Engelsdorfer Verlag

"Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten"
Es geht um Hans Fredenbek, einen Endvierziger, der dank regelmäßiger alters- und dienstabhängiger Beförderungen ausgesorgt hat. Er ist verheiratet - ja, auch mit seinem Beruf - und ist eher unscheinbar und penibel, was mich gleich an einige typische Bilder aus meinem eigenem Berufsleben denken lässt, aber er ist auch eher hektisch und wirr. Alleine wie er über ein einfaches Radiergummi redet, lässt mich schmunzeln, am Ende wird seine Liebe zu Radiergummis nochmal klar.
Herr Fredenbek hält einen Monolog vor dem Publikium. Er kommt mit vielen Klischees aus dem Leben eines Beamten um die Ecke, hält sich an Kleinigkeiten auf und strotzt nur so vor Sarkasmus. Die Sätze sind schlau durchdacht und ich stelle ihn mir förmlich vor, wie er in seinem unscheinbaren Büro steht und über das Leben nachdenkt. Er lebt seine VBB (Vollkommenene Beamtenbefriedigung) aus, und dann kam am Ende ein Fax seiner Ehefrau...

"Einladung zum Klassentreffen"
Ein Handy klingelt und sie (Marina) und er (Carsten) beginnen eine Unterhaltung. Eigentlich geht es um das 20-jährige Abiklassentreffen, doch zufällig geht es gleichzeitig um das Leben, um Mitschüler, um ihre Leben - und immer mehr rückt das Klassentreffen in den Hintergrund. Die Geschichte ist so spannend, dass die Mitfahrer im Zug unbedingt das Ende wissen wollen. Zwischen dem Hauptgespräch gibt es immer wieder Rückblicke von Marina. Marina mit Ex-Mann, mit der Therapeutin. Und es wird klar, dass Carsten und Marina doch mehr verbindet...

Beides sind sehr unterschiedliche Theaterstücke und ich kann mir beide Stücke gut auf einer Bühne vorstellen. Ich bin Fan von Hans Fredenbek, aber auch die "Lebens-und Leidensgeschichte", in der es letztendlich im zweiten Stück geht, hat mir sehr gut gefallen. 25 Jahre bzw. 20 Jahre in ein Theaterstück zu packen, ist schon eine Kunst - sich dabei nicht zu verrennen zeugt von Können! Der Autor schafft es, mich neugierig auf die Personen zu machen, lässt mich die Beamtenstube sehen und das Zugabteil fühlen. Das hin und her in beiden Stücken fesselt und die Stücke lassen sich leicht lesen. Ich gebe 5 von 5 Punkten und bin gespannt auf mehr vom Autor!