Rezension

Thema brandaktuell. Umsetzung fad.

Endlos leben - Frédéric Beigbeder

Endlos leben
von Frédéric Beigbeder

Bewertet mit 2 Sternen

Aus dieser Story hätte man mehr machen können!

„Ein französischer Roman“ war meine erste Begegnung mit Frédéric Beigbeder, der im Nachbarland durch das französische Fernsehen und als Autor wohl bekannter ist als hierzulande. „Ein französischer Roman“ war ein nachdenklicher Roman über das Leben und vor allem die Kindheit des Autors, der mir sehr gut gefiel.

„Endlos leben“ beschäftigt sich mit dem Wunsch nach einem verlängerten Leben. Der Autor nimmt die Wissenschaft aufs Korn, die sich in vielen Ländern und Bereichen damit beschäftigt, den Tod zu eliminieren oder zumindest das Leben so lange wie möglich zu erhalten. Kann man die Spirale aufhalten oder gar den Prozeß des Alterns umkehren und wohin führt dies? Schon jetzt ist der Jugendwahn wirklich ein Wahn, wie das Wort es aussagt.

Der Wunsch des Menschen nach einem endlosen Leben ist alt. Er hat die Menschen in die Spiritualiät geführt. Und zu einer gesunden Lebensführung animiert, in der optimierte Ernährung und viel Bewegung Prioritäten darstellen.

Doch seit die Life-Sciences mit der Entschlüsselung der DNA und weiteren spektakulären Entdeckungen und Erfindungen operieren und gleichzeitig die Informatik die Künstliche Intelligenz ins Felde führt und "Algorithmen" sämtlichste Lebensregungen berechnen, treibt der Wunsch nach einem endlosen Leben manchenorts seltsame Blüten.

Damit beschäftigt sich der Roman, in dem der langsam alternde Held mit der jungen Ehefrau und seinen Kindern samt einem Roboter eine Reise quer durch die Kontinente antritt, um Wissenschaftler in aller Welt aufzusuchen und zu schauen, welche Mittel ihm heute schon „Unsterblichkeit“ verleihen könnten. Während er sich mehr und mehr den Methoden der Lebensverlängerung und Lebensverjüngung ausliefert, verliert er allmählich seine Menschlichkeit und muss seine Beziehungen opfern.

Der Leser wird durch den Roman, der mit Absurditäten arbeitet, durchaus informiert, aber durch die spannungsarme Handlung leider auch gelangweilt. Es geht ihm wie Romy, der 10jährigen Tochter, die während der Unterredungen von Daddy mit dem berühmten Professor lieber im Vorzimmer mit ihrem Roboter spielt.

Fazit: Beigbeders Ansatz, diese ganze neue Industrie zu persiflieren und nebenbei aufzuzeigen, was, auf die Spitze getrieben, daraus wird, wenn man alle ethischen Vorstellungen zugunsten der Sucht nach Ewigkeit über Bord wirft, hat was, ist aber nicht unterhaltsam genug aufgebaut. Schade. Beigbeders Witz, der an manchen Stellen durchaus aufscheint, zündet nicht.

Kategorie: anspruchsvolle Literatur
Verlag: Piper, 2018