Rezension

Thema verfehlt!

SCHWEIGEPFLICHT - Jens Lapidus

SCHWEIGEPFLICHT
von Jens Lapidus

Wenn James Ellroy sich vor Lobpreisungen förmlich überschlägt und Vergleiche zu Stieg Larsson zieht, lohnt ein Blick auf den neuen Thriller des ehemaligen Strafverteidigers Jens Lapidus allemal. Junge Anwältin vertritt einen im Koma liegenden Verdächtigen und wird bei ihren Nachforschungen von einem für die Kanzlei tätigen Ex-Häftling unterstützt. Klingt soweit ganz gut und weckt Interesse.

Aber offenbar gibt es unter schwedischen Autoren mittlerweile einen Trend, der meiner Meinung nach in die komplett falsche Richtung geht. Eine durchaus spannende Story wird zum Fortsetzungsroman. Zig Handlungsstränge, durch Nebensächlichkeiten aufgebläht und auf mehrere Bände verteilt, die den Leser bei der Stange halten und die Verkäufe der Nachfolger bis zum Finale garantieren sollen (sieh dazu auch die Fabian Risk-Reihe von Stefan Ahnhem).

Dabei verlieren sie völlig die Interessen der Leser aus den Augen, der am Ende eines Krimis/Thrillers eine Auflösung erwartet und nicht auf den nächsten Teil der, wie in diesem Falle, geplanten Trilogie warten mag. Ein Konzept, das zumindest in meinem Fall nicht aufgehen wird.

Die Protagonisten sind schablonenhaft angelegt, obwohl da durchaus Potenzial vorhanden gewesen wäre. Das könnte man allerdings noch verzeihen. Wofür ich aber absolut kein Verständnis habe, ist die Geschwätzigkeit, die diesen Thriller dominiert. Lapidus verheddert sich heillos in seinem vielschichtigen Geflecht der Handlungsstränge, was immer wieder den Lesefluss blockiert und schlussendlich die Spannung killt. Und dann noch am Ende nicht einmal eine zufriedenstellende Auflösung parat haben - das geht absolut nicht.

Absolut vermessen, diesen Autor mit Stieg Larsson zu vergleichen. Dieser würde wahrscheinlich, wenn er davon wüsste, ob des Vergleichs im Grab rotieren. Das war nichts, Herr Lapidus – Thema verfehlt, setzen Sechs!