Rezension

Thomas Major und die Suche nach dem Glück

Miss Gladys und ihr Astronaut
von David M. Barnett

Bewertet mit 5 Sternen

"Niemand hat es verdient, glücklich zu sein. Die Menschen haben Essen und Wasser und ein Obdach und diese Art von menschlichen Grundrechten verdient, aber Glück nicht. Es ist nicht überlebensnotwendig."
Thomas Major, ein  46-jähriger Chemietechniker, schleicht sich in die Position des einzigen Astronauten, der zum Mars fliegen soll. Durch einen, für ihn, glücklichen Zufall nämlich, ist der vorgesehene Kandidat vor seinen Augen verstorben. Thomas hat kein weiteres Interesse an seinem irdischen Dasein. Nach vielen Schicksalsschlägen meint er auf die Frage seiner Exfrau nach dieser Reise ohne Wiederkehr "Ich hab’s mit der Erde probiert. Ich hab’s mit den Menschen probiert. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen."
Unterwegs zum Mars beschließt er nochmal seine Exfrau anzurufen. Nur hat diese inzwischen eine andere Telefonnummer. So landet er bei der liebenswert, schrulligen, leicht dementen Miss Gladys Ormerods. Diese lebt, als Erziehungsberechtigte auf Zeit, mit ihren Enkelkindern James und Ellie in "dysfunktionalen" Familienverhältnissen. Thomas wird durch sein Telefonat in die Probleme der Familie verwickelt und beginnt dieser zu helfen. Anfangs eher unlustig wird diese Hilfe für Andere auch Heilung für ihn selbst. Denn in der Vorbereitung zum finalen Hilfsakt "..ist er froh, dass er nie mit ihr (seiner Exfrau) telefoniert hat, er ist froh, dass er stattdessen bei den Ormerods gelandet ist. Denn wie hätte er es sonst herausfinden sollen? Woher hätte er wissen sollen, dass er sich getäuscht hat?
Und in diesem Moment wünscht er sich schmerzlich und aus ganzem Herzen, dass er niemals geflogen wäre."
»Die Sache ist die, dass ich immer nur das Schlechte in Erinnerung behalten habe. Das hat alles Gute ausgelöscht, bis ich irgendwann selbst nicht mehr wusste, dass auch Gutes geschehen war. In allem war Gutes. In jedem. Ich hab nur beschlossen, es nicht zu sehen.«
Wer geleitet durch den Titel des Romans und dessen plakatives Titelbild eine schräge britische Komödie erwartet hat wird vielleicht, aber nur vielleicht,  enttäuscht sein. Vielmehr handelt es sich um eine teils anrührende, teils humorvolle, aber immer warmherzige Geschichte, die auch den Leser glücklich zurücklässt.