Rezension

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Thomas Nommensen - Wintertod

Wintertod - Thomas Nommensen

Wintertod
von Thomas Nommensen

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzbeschreibung: 
Eine tote Frau. Lieblos verscharrt. Von niemandem vermisst.
Ein früher Wintereinbruch überzieht die Hauptstadt mit eisigem Frost, da wird auf einem verwilderten Friedhof in Berlin-Buch eine Leiche gefunden. Hauptkommissar Arne Larsen nimmt zusammen mit seiner Kollegin Mayla Aslan die Ermittlungen auf, doch die Spuren sind alles andere als eindeutig. War es Mord, oder sollte ein Suizid vertuscht werden? Und wie sind die Hinweise auf ein angeblich geheimes Haus Nr. 24 in der Waldsiedlung der DDR zu werten?
Gleichzeitig spielen sich seltsame Dinge an einer Berliner Grundschule ab: Ein Mädchen kritzelt mehrfach «Hilfe» in sein Aufsatzheft, und eine Lehrerin fürchtet ihre Schüler. Aber wie hängt das alles mit der toten Frau zusammen?
Gerade als Larsen und Aslan sich auf der richtigen Fährte glauben, machen sie einen weiteren grausigen Fund. *Quelle*

Zum Autor: 
Thomas Nommensen, in Schleswig-Holstein geboren, zog vor dem Fall der Mauer nach Berlin und arbeitete dort als Musiker, Toningenieur, Dozent und Software-Entwickler. Seine Kurzkrimis und -thriller erschienen in zahlreichen Anthologien und wurden mit dem Freiburger Krimipreis, dem Agatha-Christie-Krimipreis und dem 1. Deutschen E-Book-Preis ausgezeichnet. Mit seiner Frau, der Thrillerautorin Jutta Maria Herrmann, lebt er vor den Toren Berlins im brandenburgischen Panketal.

Meinung: 
Wintertod ist der 2. Band der Arne Larsen-Reihe, daher besteht beim Weiterlesen Spoilergefahr!

Da ich gerne wissen wollte, wie es mit Hauptkommissar Arne Larsen weitergeht, war Wintertod, sein 2. Fall, Pflichtlektüre. Der Handlungsschauplatz wurde von Nordermühlen nach Berlin verlegt. Nach dem Prolog und einem Kapitel, das auf dem Friedhof in Berlin-Buch spielt, beginnt die Geschichte am 16. November und endet am 3. Dezember.

Hauptkommissar Arne Larsen hat sich nach den traumatischen Erlebnissen aus seinem 1. Fall vom schleswig-holsteinischen Nordermühlen zum LKA nach Berlin versetzen lassen, wo er momentan in einer WG lebt. Mit seiner neuen Kollegin Mayla Aslan bekommt er es mit einem Leichenfund auf einem verwilderten Friedhof zu tun, der sich bald als Mord herausstellt. Larsen ist auch hier wieder ein sympathischer Charakter, der immer noch an seinem 1. Fall und den Nachwirkungen zu knabbern hat, sich aber trotz seinem neuen und ungewohnten Umfeld schnell in Berlin zurechtfindet.

Seine neue Kollegin, die türkischstämmige Mayla Aslan, steht Larsen anfangs etwas kritisch und skeptisch gegenüber. Die beiden sind sich nicht sonderlich grün, aber raufen sich während der Ermittlungen immer mehr zusammen. Sie ist eine moderne junge Frau, die im Privaten Probleme mit ihrer Familie und deren Ansichten hat, was aber nur am Rande erwähnt wird. Darüber hätte ich gern ein wenig mehr erfahren.

Die Nebenfiguren sind recht zahlreich. Hervorzuheben sind die Lehrerin Lea Zeisberg (die nach einem Zwischenfall mit mehreren Schülern nach 6 Monaten wieder in den Schuldienst zurückkehrt und sich Sorgen um die Geschwister Kolja und Merle Grossmann macht) und Martin Langfeld (ein Junge, der in den frühen 1980er Jahren mit seiner Mutter zu deren neuem Freund Adam in die Waldsiedlung, Wohnsitz der hohen SED-Funktionäre der damaligen DDR, zieht).

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Zum einen begleitet man Arne Larsen bei seinen Ermittlungen, die in der 3. Person geschildert werden. Zum anderen lernt man die Lehrerin Lea Zeisberg näher kennen, deren Sichtweise ebenfalls in der 3. Person gehalten ist. Eingestreut sind Kapitel, in denen der kleine Martin aus der Waldsiedlung erzählt. Diese werden direkt aus der Ich-Perspektive berichtet und umfassen die Jahre 1979 bis 1989.

Wie bereits im 1. Band, Ein dunkler Sommer, gestaltet sich die Handlung aufgrund der abwechselnden Erzählperspektiven spannend und abwechslungsreich. Zwar bedauerte ich anfangs, dass Arne Larsen nun in Berlin ermittelt und nicht mehr in der Kleinstadt Nordermühlen, doch war es interessant zu erfahren, wie er sich in der Großstadt durchboxt, wo er anfangs noch nicht richtig Anschluss findet und von Mayla Aslan etwas argwöhnisch behandelt wird. Auch der Erzählstrang um Lea Zeisberg war sehr mitreissend. Durch ihre früheren Erlebnisse eine bewundernswerte Frau, die den Geschwistern Grossmann unbedingt helfen möchte. Die Auflösung selbst war teilweise abzusehen, konnte aber im Ganzen überzeugen und zufriedenstellen.

Thomas Nommensen hat auch hier wieder einen angenehm zu lesenden Schreibstil, der nie in Belanglosigkeiten abdriftet und somit keine Langeweile aufkommen lässt. Die kurz gehaltenen Kapitel und ständig wechselnden Perspektiven ermuntern zum ständigen Weiterlesen, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

Fazit: 
Wintertod bietet einen abwechslungsreichen und spannenden 2. Fall für Arne Larsen, der mit seinem Vorgänger trotz Schauplatzwechsel mithalten kann. Auch hier haben mir die Perspektivwechsel wieder sehr gefallen, und ich hoffe, dass man bald wieder etwas Neues von Arne Larsen und Mayla Aslan lesen darf.