Rezension

Thriller mit einem nicht alltäglichen Serienmörder

Blutrausch - Er muss töten - Chris Carter

Blutrausch - Er muss töten
von Chris Carter

Bewertet mit 4 Sternen

Robert Hunter und Carlos Garcia bekommen es mit einem recht untypischen Serienmörder zu tun, er scheint seine Befriedigung nicht aus der Qual seiner Opfer zu schöpfen, hat offenbar kein einheitliches Beuteschema und mordet in verschiedenen Bundesstaaten. Letzteres führt dazu, dass die beiden mit dem FBI zusammenarbeiten müssen, eine Zusammenarbeit, die nicht immer glatt läuft.

Bereits der 9. Band der Reihe, scheint mir dieser etwas zu schwächeln. Der Roman ist, auch wenn es der Täter nicht zu sein scheint, eher durchschnittlich es fehlt ihm zwischendurch an Spannung und Überraschungen, die Zänkereien zwischen den Ermittlern der beiden Behörden gehen ein bisschen auf die Nerven, ebenso eine der Charaktere. Richtig gut wird der Roman erst gegen Ende, wo er mich dann doch überraschen kann.

Hunter und Garcia kennt man ja bereits aus den Vorgängerbänden, viel mehr gibt es hier über die beiden nicht zu erfahren, außer vielleicht, dass Hunter sich einer Beziehung zu nähern scheint, man darf gespannt sein, wie sich das weiter entwickeln wird. Die FBI-Agenten, vor allem Erica Fisher, erscheinen fast als Karikaturen. Als Nicht-Amerikanerin kann ich vielleicht „den Ernst der Lage“ nicht ausreichend erkennen, aber alleine, dass die beiden sich schon optisch auffällig unauffällig geben, die Sonnenbrillen zu jeder Tageszeit und an jedem Ort, und die Überheblichkeit machen vor allem die Agentin zu einem puren Klischee. Dumm nur, dass sie sich dann nicht auch so zeigt, sondern sich leicht übertölpeln lässt und zu unbedachtem Handeln neigt. Sie will die beste sein, kommt aber an Hunter nicht heran, der es selbst nicht nötig hat, sich übermäßig zu profilieren. Hier hätte jedenfalls weniger mehr sein können.

Gut gefallen hat mir, wie immer, Chris Carters Erzählstil, recht sachlich, mit viel Hintergrundwissen (seine eigene Biografie sorgt dafür, dass er weiß, wovon er spricht), besonders aber die verschiedenen Perspektiven, zu denen auch die des Täters und einiger der Opfer gehört. Letzteres ist für den Leser besonders „tragisch“, lernt er diese doch recht gut kennen, ihr Tod nimmt ihn daher mehr mit als es bei „anonymen“ Opfern der Fall wäre. Die Kapitel sind recht kurz, und größtenteils mit einem Cliffhanger ausgestattet, so dass man immer noch ein Kapitel lesen möchte, dann noch eins usw. So wird der Roman schnell zum Pageturner, auch wenn manche dieser Cliffhanger etwas aufgesetzt wirken.

Der Fall ist interessant und lässt den Leser miträtseln – nicht, wer der Täter ist, sondern warum er tötet und was er damit „sagen“ will. Auf die Lösung werden wohl die wenigsten kommen, dennoch macht es Spaß, ein bisschen zu spekulieren, und die Auflösung ist durchaus zufriedenstellend. Etwas ärgerlich finde ich allerdings, dass der deutsche Buchtitel so gar nicht zum Roman passt, da wäre eine Übersetzung des englischen Titels sinnvoller gewesen. Ganz am Ende des Romans wird offenbar der nächste Band vorbereitet, hier darf man wirklich gespannt sein!

Trotz meiner Kritikpunkte habe ich den Roman gespannt gelesen und mitgefiebert, Chris Carter versteht sein Handwerk und hat auch hier einen lesenswerten Thriller vorgelegt, Genrefans können bedenkenlos zugreifen. Von mir gibt es gute 4 Sterne.