Rezension

Thriller ohne Spannung

Subliminal. Das Experiment - Thorsten Oliver Rehm

Subliminal. Das Experiment
von Thorsten Oliver Rehm

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Grundidee, mit Hilfe subliminaler Beeinflussung die Gesellschaft zu verändern, hätte Potenzial. Das wurde hier leider verschenkt.

Ein heimliches Experiment ungeheuren Ausmaßes wird an der Menschheit durchgeführt. Die Journalistin Natascha da Silva stößt beinahe zufällig auf diesen Hintergrund, als sie über zunehmende Gewalt in der Gesellschaft recherchiert.

Thorsten Oliver Rehm stellt sich in seinem zweiten Roman einem Szenario, wo technischer Fortschritt zu neuen Möglichkeiten der Beeinflussung verleitet. Eine Organisation aus Mitgliedern von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik erahnt das Potenzial des Projektes und treibt es aus unterschiedlichen Interessen voran. Das immense Unheil, das darin lauert, erkennt zunächst der Mitarbeiter Leon Muth, selbst Wissenschaftler, und versucht, die Entwicklung aufzuhalten.

Was nach einer durchaus interessanten Idee aussieht, gerät in der Ausführung leider ziemlich fad. Spannung kommt kaum auf, denn anstelle von Aktionen werden den Lesern viele Dialoge und gedankliche Erwägungen Nataschas angeboten, wobei sowohl die einen wie die anderen sich in die Länge ziehen und von Wiederholungen strotzen. 

Die Personen sind als Stellvertreter ihrer jeweiligen Gruppen zu Prototypen entwickelt, manchmal gnadenlos überzeichnet.

Neben dem eigentlichen Plot gibt es ein wenig Privatleben, es entwickelt sich sogar eine zarte, sehr vorhersehbare Romanze, die sich aber selbst erst einmal mit Hilfe transzendenter Fähigkeiten verdienen muss.

Kritisch kann auch die Vermischung realer Kriminalstatistiken mit fiktionalen gesehen werden, die gemeinsam mit den eingestreuten „Zeichen der Zeit“, kurzen Berichten zu gewalttätigen Vorkommnissen, sich wie eine als Gesellschaftskritik getarnte Beeinflussung und Verunsicherung liest.

Im Prinzip läuft die Handlung schließlich auf einen Konflikt zwischen „gut“ und „böse“ hinaus, wobei die ziemlich moralisierende Quintessenz gezogen wird, dass die Anmaßung, den Menschen verändern zu wollen, niemand anderem  zustehe als allein Gott.

 

Wer keinen harten, packenden Thriller sucht, sondern eine als halbe Fiktion getarnte ethische Auseinandersetzung mit wissenschaftlichem Fortschritt samt der Option von Missbrauch, kann durchaus zu diesem Buch greifen. Muss aber nicht.