Rezension

Thriller vom Feinsten

Blind - Christine Brand

Blind
von Christine Brand

Bewertet mit 5 Sternen

Nathaniel Brenner, seit seinem elften Lebensjahr blind, wird während eines Video-Chats Ohrenzeuge eines Verbrechens. Er hört einen Schrei, Gepolter und dann die Stille der unterbrochenen Leitung. Er kennt nur den Vornamen der jungen Frau, die ihm mittels der anonymen App „Be my Eye“ bei der Auswahl seiner Hemden helfen wollte. 

Niemand glaubt ihm. Der Polizei wurde kein Verbrechen gemeldet. Niemand wird vermisst.

Die befreundete Journalistin Milla ist die Einzige, die ihm zuhört und ihm hilft, die Wahrheit herauszufinden. Nicht nur Nathaniel stürzt sich dabei blind ins Abenteuer. Beide ahnen nicht, dass sie die einzige Rettung sind und dass sie sich beeilen müssen.

 

„Ein Verbrechen ist geschehen. Du bist dir ganz sicher. Du bist der einzige Zeuge. Doch niemand glaubt dir“

Das Zitat vom Cover beschreibt eigentlich schon die ganze Tragik und Spannung dieses Thrillers.

 

Die Schweizer Autorin Christine Brand, mir bis heute leider nicht bekannt, veröffentlicht mit „Blind“ ihren ersten Roman bei Blanvalet.

Sie ist im Schweizer Emmental geboren und aufgewachsen. Bis Ende 2017 arbeitete sie als Redakteurin bei der „NZZ am Sonntag“. Zuvor war sie Reporterin beim Schweizer Fernsehen und Redakteurin bei der Berner Zeitung „Der Bund“, wo sie unter anderem Gerichtsreportagen verfasste.

Christine Brand hat fünf Kriminalromane, ein Buch mit wahren Kriminalgeschichten und einen Märchenband über den Mond publiziert.

Ich bin mir sicher, mit diesem Thriller hat sie sich eine große Leserschaft erobert. 

 

Das Cover ist auffällig. Das große, wie mit weißer Farbe gemalte Wort „BLIND“ lädt zum zugreifen ein. Nimmt man das Buch in die Hand, ist es griffig durch seine raue Struktur an den Ecken. Im ersten Augenblick dachte ich an Blindenschrift, aber die unterschiedliche Struktur lässt mich das Buch einfach länger halten, so dass ich das Zitat von Sebastian Fitzek lesen kann.

 

Der Thriller, der als simpler Kriminalroman angekündigt wird, entpuppt sich als einer der besonderen Art. Wenig Blut, wenig Brutalität, aber dafür feinsinnige Seelenschau, unkonventionelle Ermittlungen und verblüffende Entwicklungen. 

 

Nicht nur die Polizei hat immer wieder in die falsche Richtung ermittelt. Als mitdenkender und mitermittelnder Leser wird man mehrfach in die falsche Richtung geschickt. Bis auf ein nahezu absurdes Verbrechen, dessen Motiv sich mir nicht erschlossen hat, waren alle Wendungen und Schlussfolgerungen logisch nachvollziehbar.

 

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet worden. Die Gefühle und Empfindungen insbesondere von Nathaniel und Carole sind sehr gut beleuchtet worden. 

Vor einigen Jahren war ich in Hamburg in einer Führung durch „Dialog im Dunkeln“. Dadurch konnte ich den Beschreibungen gut folgen und nachspüren wie authentisch sie sind.

 

Das Buch konnte ich ungefähr nach einem Drittel nicht mehr aus der Hand legen. Ich finde es einfach brillant. Ich hatte immer den Eindruck, die Autorin weiß genau worüber sie schreibt.

Und das ist ein gutes Gefühl. Ich freue mich darauf, mehr von dieser Autorin zu lesen.