Rezension

Tiefgehender als man denken mag

Eine Liebe in Edenfield - William Nicholson

Eine Liebe in Edenfield
von William Nicholson

Auch bei diesem Roman von Nicholson könnte man denken, es handelt sich um ein weiteres Exemplar der Spezies "Familiengeschichte". Nach den ersten Seiten offenbart es sich auch als solches, doch liest man weiter, offenbart dieses Buch einiges an Tiefe, dass man so nicht erwartet.

Die junge Kitty ist im England des zweiten Weltkrieges in Edenfield als Fahrerin stationiert. Dort lernt sie zwei Männer kennen: Ed Avenell und Larry Cornford. Beide buhlen auf ihre Art um Kittys Liebe doch am Ende ist es Ed, den sie heiratet. Nun könnte man denken, gut, was hat diese Geschichte jetzt noch lesenswertes zu bieten? So einiges!

Nicholson zeichnet jeweils für sich ganz eigene und tiefgründige Figuren, die der Leser über viele Jahre begleite, ihre Entwicklung miterlebt und ihre tiefsten Gedanken, Sehnsüchte und Ängste kennenlernt. Und davon haben die vom Krieg gezeichneten Männer und Frauen so einige zu offenbaren. Regelrechte Charakterstudien hat der Leser vor sich, die aber niemals zu schwer oder zu anstrengend werden. Man fühlt mit den Figuren mit, erlebt ihre Ängste sehr nah und fiebert dem Happy End entgegen.

Auch die geschichtlichen Aspekte, die Nicholson behandelt, sind spannend, informativ und nie zu überladen für die Handlung. So erleben wir den Angriff der Alliierten auf Frankreich aus der Sicht von Fußsoldaten, das Leben in einem vom Krieg gezeichneten Land, den Wiederaufbau und auch in die Ferne dürfen wir schweifen, wenn es eine der Figuren in ein Indien im Kampf um die Unabhängigkeit von England verschlägt.

Dieses Buch schlicht und einfach als klassische Familiengeschichte abzutun würde ihm nicht gerecht werden, denn es bietet doch so einiges mehr.