Rezension

Tiefgreifend emotional, aber manches Mal auch zu viel des Guten

Wie die Luft zum Atmen - Brittainy C. Cherry

Wie die Luft zum Atmen
von Brittainy C. Cherry

Bewertet mit 4 Sternen

Brittany C. Cherry hat mit ihrer Romance Elements-Reihe in Deutschland richtig eingeschlagen. Egal, wohin man schaute, überall tauchten euphorische und begeisterte Rezensionen zum ersten Teil „Wie die Luft zum Atmen auf“. Da dieses Buch genau in mein Beuteschema passt, konnte auch ich natürlich nicht an diesem Buch vorbeigehen, denn meine Lesefreunde im Geiste können ja nicht alle falsch liegen, oder?

Bereits mit der Ausgangslage war für mich klar: dieses Buch wird dich emotional mitnehmen, so oder so. Denn wenn man ein Paar hat, von dem beide ihre erste große Liebe bereits verloren haben und er auch noch seinen Sohn, wie soll es da nicht emotional werden? Neben den ganzen Gefühlen, die wirklich von Seite 1 bis zur letzten Seite erzeugt werden, weiß auch die Sprache zu überzeugen. Sie schwankt zwischen einfach und dennoch stets auf den Punkt und ungeheuer poetisch. Solche Liebesgeschichten mit Erotikanteil haben ja meist eher die Tendenz manchmal plump oder gar vulgär zu erscheinen, aber hier ist die Sprache wirklich einen Handkuss wert.

Abseits von Emotionen und Sprache wissen aber auch die Charaktere zu überzeugen. Tristan und Liz waren für den ersten Moment an perfekt füreinander. Sicherich ist Tristan zu Beginn schwer zu ertragen, aber dennoch ist grundsätzlich der gute Mensch in ihm zu erahnen und wie sie schließlich beide gegenseitig die Persönlichkeiten des anderen ausgraben, das ist schon sehr berührend und authentisch.

Dennoch hatte ich auch meine Momente, wo sich minimal Frust bei mir einstellte. Einmal passiert das relativ zu Anfang, aber es ist schwer ohne große Spoilergefahr genau zu erklären, was mir irgendwann zu viel wurde. Daher sagen wir es so, dass die erste Beziehung, die Liz und Tristan miteinander führten, mir irgendwann schon fast zuwider waren. Das Konzept dahinter gefiel mir nicht und auch dass es solange erzählt wurde. Aber da die Charaktere selbst erkennen, wo der Fehler lag, kann ich letztlich darüber hinwegsehen, denn es musste wohl zu ihrem Heilungsprozess dazugehören.

So einzigartig und individuell die Liebesgeschichte für dieses Genre ist, so stereotyp handeln manche Mal die ganzen Nebenfiguren rundherum. Großer Störfaktor war da für mich Faye, die beste Freundin der Protagonistin. Sie ist zwar eine wahre Freundin, aber ihr Sprechen, ihr Denken, nein, das war mir zu viel. Zudem gibt es die typischen Kleinstadtmuttis, jede Menge Vorurteile und Borniertheit, auch bei den wichtigeren Nebenfiguren und auch Tanner bietet sein ganz eigenes Repertoire an Klischee. Dieses Schema F, das sich hier teilweise über die Nebenfiguren legt, fand ich wirklich schade, denn das hatte die Geschichte zu keinem Zeitpunkt nötig.

Fazit: Brittany C. Cherry erweist sich tatsächlich als eine tolle Erzählerin, die tief berührende Liebesgeschichten zu erfinden weiß. Die Sprache passt sich diesem hohen Niveau an, so dass ein tolles Leseerlebnis entsteht, das von der ersten bis zur letzten Seiten den Leser gefühlsmäßig einzulullen weiß. Doch die perfekte Lektüre ist es leider nicht. Ein Handlungsbogen sagt mir überhaupt nicht zu und neben dem einzigartigen Protagonistenpärchen wird doch zu viel Schema F geboten, was die Geschichte nicht braucht. Aber die Kritikpunkte wiegen für mich nicht schwer, so dass ich begeisterte vier Sterne gebe!