Rezension

Tiefgründig und amüsant. Vor Allem, wenn man das Nachwort kennt.

Ich und die Menschen - Matt Haig

Ich und die Menschen
von Matt Haig

Ich und die Menschen, ein Alien packt aus.

Cover:
Das Cover ist so wunderschön gestaltet. Ein Mann mit ausgestelltem Regenschirm und Hund blickt vom Mond oder irgendeinem anderen Planeten aus auf die Erde. Gemeinsam mit dem Titel wirkt es als würde der Autor von außen auf die emotionale, zwischenmenschliche, (was auch immer) Welt schauen, sie von dort aus analysieren wollen. In der Buchhandlung wäre mir dieses Buch sofort aufgefallen. (Als ich es schließlich hervorgehoben ausgestellt in einem Bahnhofskiosk fand, musste ich zugreifen. Wann findet man schon mal ein Wunschbuch am Bahnhof?!) Das war Schicksal!
;-)

Inhalt:
Der Alien kommt als ein Klon von Andrew Martin auf die Erde. Andrew ist ein Wissenschaftler, der zu viel weiß. Daher haben ihn die Moderatoren entführt. Der Alien sollte Andrews Platz einnehmen, damit die Menschheit keinen Fortschritt erfährt. Im Laufe seines Lebens auf der Erde lernt der Alien menschliche Dinge wie Liebe, Hass aber auch körperlichen Schmerz kennen. Da ihn die Welt der Emotionen vollkommen packt verändert er sich und kann seinen Auftrag nicht erfüllen. Er schafft es nicht, seine Frau und seinen Sohn zu töten, da er Empathie entwickelt. Der Alien ist zwiegespalten und gerät so in Konflikt mit seinem Heimatplaneten. Was sich dadurch entwickelt sollte man selbst lesen.

Mein Eindruck:
Die LP mutete an wie eine Geschichte in der die Menschen von vorne bis hinten mit Sarkasmus durch den Kakao gezogen werden. Ich lache gerne über mich selbst als Mensch. Daher traf der Autor meinen Humor. Mit Witz wird hier die Spezies Mensch analysiert. Das ganze verpackt in eine fiktive Geschichte, die sich selbst nicht ernst nimmt. Wohl aber die Gedanken des Autors.

Dieser Sarkasmus zog sich aber nicht durch das ganze Buch, sondern es wurde etwas mehr Sci-Fi-Roman und etwas weniger gegen die Menschen stichelnd.
Ich war aber keines Falls enttäuscht, sondern es berührte mich auf eine Art, die ich nicht vermutet hätte.

Der Autor streute neben der fiktiven Alien-Geschichte oft ganz persönliche Gedanken ein. Dinge, über die man nachdenken kann, sich eine Scheibe von abschneiden kann, oder für sich im täglichen Leben umsetzen kann. Wie Teile der 97 Ratschläge für den Sohn Gulliver, die sich, wenn man sich darauf einlässt, eine Bedienungsanleitung fürs Leben sein können, ohne auch nur im Ansatz so auf den Leser wirken zu wollen. Hier wird kein Zeigefinger nach oben gelüpft und hier wird nicht versucht uns eine Lebensphilosophie aufzudrängen. Es ist und bleibt ein unterhaltsamer Roman.

An gewissen Stellen wirkt er, als würde der Autor eine Person ansprechen, die nichts mit dem Buch zu tun hat. Quasi als würde er zu einer vergangenen Liebe sprechen und durch das Buch um Vergebung für seine Fehler bitten.

In der Danksagung erfahren wir dann, dass Matt Haig das Buch zu einer Zeit geschrieben hat, in der er Schwierigkeiten mit seinem eigenen Leben hatte. Er litt an Panik Attacken und die Menschen waren ihm so fremd, wie sie anfangs dem namenlosen Alien waren, den wir in seinem Werk begleiten durften, der aber im Laufe seines Lebens auf der Erde die Menschen immer mehr verstand und anfing, sie zu lieben wie sie sind.

Als ich das las, konnte ich vieles in dem Buch noch besser nachvollziehen. Es ist nicht autobiographisch, aber sehr von Matt Haigs eigenem Erleben geprägt.

Fazit:
Man kann das Buch als einen Sci-Fi-Roman lesen, sich daran erfreuen und anschließend weglegen.
Oder man kann es als heiteren Ratgeber in schwierigen Lebenslagen sehen, es hier und da noch mal zur Hand nehmen, darin blättern, über gewisse Gefühle schmunzeln und mit der Gewissheit, daß man nicht alleine mit seinen Emotionen ist das Buch wieder weglegen. ;-)