Rezension

Tiefgründig und bewegend

Die Antwort auf Vielleicht - Hendrik Winter

Die Antwort auf Vielleicht
von Hendrik Winter

Bewertet mit 5 Sternen

Adam arbeitet bei einem Taxiunternehmen als Fahrer eines sogenannten „Krebstaxis“. Er fährt täglich die unterschiedlichsten Menschen zu ihrer Chemotherapie und wieder nach Hause. Dass er sich in eine der Patientinnen verliebt, hat er nicht geplant, und doch geschieht es bei Jessi – jung, schön und sterbenskrank. Jessi hat vielleicht nur noch wenige Wochen zu leben, doch diese Zeit will Adam ihr so schön wie möglich machen. Während er ihr ihren größten Wunsch erfüllen will, erkennt er, dass er seinen eigenen Traum vielleicht nicht ewig aufschieben sollte, denn plötzlich kann es zu spät sein.

Wow, dieser Roman hat mich unglaublich tief berührt. Und er bleibt im Gedächtnis und wirkt noch lange nach. Und das alles ohne kitschig zu sein.
Der Schreibstil war einnehmend und packend, aber ohne Effekthascherei, einfach ehrlich, authentisch und lebendig. Ich war von Beginn an völlig fasziniert von der Geschichte und mochte das Buch am liebsten gar nicht mehr beiseite legen. Das lag sicherlich auch daran, dass der Autor, der sonst unter anderem Namen Thriller schreibt, hier seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse hat einfließen lassen.
Dass es solche Krebstaxis gibt, war mir bisher nicht bewusst, denn glücklicherweise hatte ich bisher im engen Umfeld noch keine Krebserkrankung. Aber die Idee finde ich positiv, denn dadurch ist auch der Krebspatient vielleicht etwas entspannter, wenn der Fahrer nicht ständig wechselt und zudem zuverlässig da ist.
Die Thematik an sich ist sehr traurig und ich musste an vielen Stellen auch sehr weinen. Dennoch hat es der Autor geschafft, dass mich die Geschichte nicht bedrückte und runterzog, sondern dass ich sie trotzdem unterhaltsam und mit einer angenehmen Lockerheit erzählt empfand. Dazu trugen insbesondere die vielen humorvollen Szenen bei, die mich grinsen und lachen ließen.
Die Charaktere waren großartig beschrieben, sehr authentisch und lebensecht. Ich war in der Lage, mich in sie hineinzuversetzen, ihre Gedanken und Gefühle zu verstehen und vor allem mit ihnen mitzufühlen. Das hat mich wirklich begeistert.
Aber nicht nur die Hauptprotagonisten, sondern auch die vielen Nebencharaktere gingen mir zu Herzen. Dazu gehörten auch andere Krebspatienten, die Adam fuhr und an deren Umgang mit der Erkrankung er teilhatte. Das zeigte, wie wichtig doch der Humor ist, insbesondere als Krebspatient. Das waren teils herrlich skurrile Szenen mit trockenem und bissigem Humor.
Die Verbindung zwischen Adam und Jessi war wahnsinnig gefühl- und verständnisvoll. Jessi war unglaublich tapfer und hat gekämpft, das musste sie schon für ihre kleine Tochter. Ihre Art im Umgang mit ihrem Krebs ließ mich teilweise fast vergessen, dass sie todkrank ist und am Ende vielleicht sterben wird. Bis zum Ende habe ich für sie auf ein Wunder gehofft.
Das Buch regt aber auch zum Nachdenken an. Wie viel Zeit bleibt einem selbst noch? Gibt es Träume, die man selbst aufschiebt und die man vielleicht endlich mal angehen sollte?

 Dieses Buch kann ich zu einhundert Prozent empfehlen! Ich vergebe 5 von 5 Sternen.