Rezension

Tiefgründig und eindringlich

Lügenmeer - Susanne Kliem

Lügenmeer
von Susanne Kliem

Bewertet mit 4.5 Sternen

Vor vielen Jahren geschah etwas Fürchterliches, ein Unfall im Schwimmbad, ein totes Mädchen und viele offene Fragen. Was ist wirklich geschehen? Der erfolgreiche Abiturient Magnus wurde verdächtigt etwas mit dem mysteriösen Tod zu tun zu haben und wurde trotz seiner Freilassung immer noch als Schuldiger betrachtet, sodass er die Stadt verlassen musste. 19 Jahre später kehrt er erstmals zurück und wirbelt viel Staub in der kleinen Stadt auf und reißt verheilte Wunden auf. Dennoch ist er fest entschlossen herauszufinden, was damals wirklich geschah und seine Unschuld zu beweisen. Dabei kommen jedoch so einige unschöne Geheimnisse ans Licht...

Die Ereignisse werden aus drei verschiedenen Perspektiven geschildert und ermöglichen dadurch unterschiedliche Blickwinkel, was mir persönlich immer sehr zusagt. Zudem werden zwei Zeitebenen herangeführt und die Geschehnisse von damals und in der Gegenwart parallel geschildert. Gleich zu Beginn bemerkt man die Feindschaft der Bewohner der Kleinstadt Magnus gegenüber und wie sehr sie sich darin verbissen haben ihn als Täter zu sehen, obwohl es keine stichhaltigen Beweise dafür gibt. Diese Atmosphäre, die so typisch für kleine Orte ist, kommt sehr authentisch und eindringlich hervor. Eindringlich werden auch die Gefühle von Svenja beschrieben, die mir nach und nach komisch erschien und etwas zu verbergen hat, wie ich vermutete. Wie tiefgreifend sich die Geschichte in eine erschreckende Richtung entwickelt und langsam aber sicher kippt, muss jeder für sich lesen. Magnus ist ein starker Charakter, der nicht vor anderen kuscht und mit bewundernswerter Beharrlichkeit und unerbittlichem Willen andere "vor den Kopf" stößt um endlich die Wahrheit zu erfahren. Auch wenn er dadurch ziemlich dreist wirkt, bringt er ein gewisses Maß an Gefühl hinein, bleibt aber standhaft und lässt sich nicht so leicht abwimmeln. Insgesamt ein spannender und durchaus sympathischer Charakter. Einige Nebencharaktere sagten mir nicht so zu, was an ihren Geheimnissen und Lügen lag, die sie allerdings aus selbstlosen Gründen hatten, was sie dann doch wieder sympathischer wirken ließ. Wenngleich Cover und Titel schnell auf einen Thriller schließen lassen, so ist es eher als Roman geschrieben -  wie auch auf dem Cover angegeben - und da sollte man nicht zu viel Spannung erwarten. Es liest sich angenehm und ist teilweise durchaus spannend, allerdings in einem ruhigeren Rahmen. Mir scheint, es wurde mehr Fokus auf die Handlungen und die Intentionen dahinter gelegt, um das große Geheimnis ausführlich und möglichst nachvollziehbar schildern zu können und weniger darauf eine schnelle, spritzige, actionreiche Geschichte zu kreieren. Nichtsdestotrotz ist das Buch packend, erschütternd und berührend und genau deswegen hat es mir sehr gut gefallen und ich kann es nur weiterempfehlen.