Rezension

Tiefgründige Geschichte

Vor einem großen Walde -

Vor einem großen Walde
von Leo Vardiashvili

Bewertet mit 4.5 Sternen

VOR EINEM GROSSEN WALDE
Leo Vardiashvili

„Am Ende war Georgiens neue Unabhängigkeit doch nicht so großartig, wie die Leute behauptet hatten. Die guten Zeiten hatten so lange angehalten, wie die sowjetischen Vorräte gereicht hatten. Dann ging der Bürgerkrieg los, und Tbilissi sah zehn Jahre lang kein Land mehr.“ (S. 232)

Saba war ein kleiner Junge, als er mit seinem Bruder Sandro und seinem Vater Irakli vor dem Bürgerkrieg in Georgien nach London floh. Ihre Mutter Eka mussten sie dort zurücklassen: Sie hatte keinen Pass und auch das Geld hätte für ihre Flucht nicht mehr gereicht.
Auch wenn Irakli in den kommenden Jahren wie ein Tier schuftete, war es nie genug, um ihre Mutter nachzuholen, und eines Tages war es zu spät - Eka war tot.
Sabas Kindheit war von Verlust und Schmerz geprägt.

Vor einiger Zeit war sein Vater nach Georgien aufgebrochen, um einige Dinge zu klären.
Nachdem der Kontakt zu ihm abriss, reiste Sandro Irakli hinterher, um ihn zu suchen.
Doch auch von Sandro hörte er nach ein paar Wochen nichts mehr. Jetzt ist es an ihm, seinen Bruder und Vater zu suchen.
Er folgt den kleinen Krümeln im grossen Walde in Tbilissi, wie bei Hensel und Gretel, und versucht die Botschaften zu entschlüsseln, die sein Bruder und Vater für ihn ausgelegt haben. Dabei helfen ihm ein Mann namens Nodar, der selbst einst mit seiner Frau vor den Bomben floh und seine totgeglaubte Tochter zurückließ, und die Stimmen seiner toten Freunde, die er zuweilen hört.

„Ein Märchen muss immer zu Ende erzählt werden“. Der Autor schickt uns auf die traurige Reise nach Georgien, zu Alice ins Wunderland, mit Hänsel und Gretel in den tiefen Wald und immer wieder zum Rätsel lösen in das Buch Illuminati.
Eine tiefgründige Geschichte einer traumatisierten Familie, märchenhaft mit feinem Humor erzählt, die am Ende nicht für jeden gut ausgehen wird.
4/ 5