Rezension

tiefgründiges Jugendbuch

Flugmodus - Florian Stritzelberger

Flugmodus
von Florian Stritzelberger

Bewertet mit 5 Sternen

„...Seit unserer Party am letzten Schultag ist unser Verhältnis besonders. Eine Portion Vorsicht, in Scheiben geschnitten, mit Neugier verziert und in einen Mixer geschmissen...“

 

Als Pauline heute in die Schule kommt, ist es für sie ein Schock. Spießrutenlauf ist angesagt. Dann wird sie als Klassensprecherin zum Direktor bestellt. Dort klappt sie zusammen.

Was war passiert? Bevor ich das genauer erfahre, erfolgt eine Rückblende. Am letzten Schultag der neunten Klasse treffen sich Pauline, Eli, Mia und Frieder im Baumhaus bei Elis Opa.Vor ihnen liegen die Ferien. Das klingt so:

 

„...Ab jetzt sind Uhren Werkzeuge anderer Galaxien und hängen eine Zeit lang verstaubt im Keller...“

 

Das Leben ist Spaß. Noch scheint alles möglich. Schon hier spürt man, dass die Freundschaft zwischen den Vieren etwas Besonderes ist. Jeder hat seine Eigenheiten. Die Dialoge sind mal humorvoll, mal ernst. Wo man den folgenden einordnen, ist jedem selbst überlassen.

 

„...“Was interessiert dich an einem Mädchen am meisten?“ „Der Notendurchschnitt. Ich möchte gutes Erbmaterial für meine Nachfahren“...“

 

Doch hier wird auch deutlich, dass das Interesse am anderen Geschlecht schnell über Freundschaft hinausgehen könnte. Pauline mag Eli. Sie zeigt es ihm aber nicht, weil sie die Freundschaft nicht gefährden will. Sie hat Angst, ihn zu verlieren.

Gemeinsame Erlebnisse der Freunde werden schon mal auf Instagram gepostet. Und als im Urlaub in Südafrika Paulines Handykabel kaputtgeht, grenzt das an Katastrophe. Erste Anflüge von Eifersucht sind spürbar, als sie Fotos ihre Freunde am Strand sieht.

Das Lebensgefühl der jungen Leute wird sehr gut eingefangen und wiedergegeben. Alles ist möglich, aber nichts muss. Der ausgefeilte und doch jugendlich leichte Schriftstil macht das Lesen zum Vergnügen.

Pauline schreibt im Internet in einer Gruppe Poetry Slam. Dort drückt sie mit berührenden Worten ihre Gefühle aus.

Und nun hat ein Bild von Pauline, dass sie eigentlich nur an Eli gepostet war, die Runde gemacht. Jetzt zeigt sich, was Freundschaft wert ist. Mia, Eli und Frieder stehen ihr bei. Frieder, das Computergenie, macht sich auf digitale Spurensuche.

Zu den inhaltlichen und stilistischen Höhepunkten gehört für mich das Gespräch von Eli mit seinem Opa. Hier kommt ein Zitat daraus:

 

„...Weißt du, Eli, ich glaube, die Liebe hat sich nicht sehr verändert. Sie war schon immer ein Spiel, das mal funktioniert und mal richtig kompliziert ist...“

 

Der Opa rät Eli, das Leben in der Wirklichkeit zu genießen und nicht in den Räumen der sozialen Netzwerke.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Für mich als Leser ist es nachvollziehbar erzählt, dass es einiges in den Köpfen der jungen Leute durcheinander bringt, wenn aus jahrelanger Freundschaft plötzlich Liebe wird. Es ist eine vage Angst vor Verlust und unwiederbringlichen Veränderungen. Gleichzeitig thematisiert der Autor die Gefahren der modernen Technik. Nicht alles, was privat ist, ist wirklich sicher.