Rezension

Tiefpunkt einer zu Beginn einmal fantastischen Reihe

Allegiant - Veronica Roth

Allegiant
von Veronica Roth

Bewertet mit 2 Sternen

Achtung: Spoiler zu Band 1 und 2!

Generell zu Spoilern von "Allegiant"
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Wer sich den Spaß mit "Allegiant" nicht verderben lassen möchte, sollte darauf verzichten Rezensionen bei Amazon.de oder .com (besonders .com!) zu lesen. Ich will hier nicht ins Detail gehen weshalb, aber leider wird bei diesen unzähligen Meinungen sehr viel gespoilert. Sogar bis ins kleinste Detail, wie alles endet. Für mich ist bei so etwas einfach nur der Witz weg und am meisten hat mich Amazon.com mit einem "Quote" direkt neben der Sternewertung auf die Palme gebracht. Also, lieber nicht nachlesen!
Deshalb verspreche ich, in meiner Rezension werde ich NICHTS inhaltlich über das Ende verraten und auch vom Buch selbst nichts Wichtiges vorwegnehmen. Es geht nur um meinen Eindruck. 
Spoiler zu Band 1 und 2 lassen sich allerdings leider nicht vermeiden. Doch ich vermute, wer sich für die Rezi interessiert, hat beide schon gelesen ;) Zur Rezension des ersten Teils geht es hier, zu Band zwei hier.

Inhalt  (Achtung: Spoiler zu #1 und #2)
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"Insurgent" endete mit einem Knall, doch in allen Zügen ist noch immer nicht klar, was es eigentlich mit der Existenz der Fraktionen und der Abschottung von Chicago auf sich hat. Innerhalb der Stadt beginnt die Ordnung, wie wir sie kennen, zu bröckeln. Chaos und Aufstände sind an der Tagesordnung, es wird sich sogar für eine komplette Abschaffung der Fraktionen ausgesprochen.

Tris und Four sehen ein, dass es innerhalb der Mauern kein Weiterkommen mehr für sie gibt. Sie beschließen deshalb, gemeinsam mit Freunden die Stadt zu verlassen und die Welt außerhalb zu erkunden. Doch dort sind sie wieder völlig auf sich allein gestellt und werden mit neuen Erkenntnissen und auch Geheimnissen konfrontiert. Es stellt sich mit der Zeit heraus, dass auch jenseits der Mauern nicht alles so ist, wie es scheint...

Mein Eindruck
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Im Unterschied zu den vorherigen Bänden wird "Allegiant" abwechselnd aus Sicht von Tris und Four erzählt. Leider hat mir dieser Schritt überhaupt nicht zugesagt. Die Perspektiven sind sich so ähnlich, dass ich vor allem bei Leseunterbrechungen ständig nachschauen musste, wer gerade erzählt. So wunderbar es Veronica Roth geschafft hat Tris eine Stimme mit Wiedererkennungswert zu verschaffen, hört sich "ihr Four" genauso an. Hinzu kommt, dass Four durch die erste Erzählperspektive an Charakter verliert. War er zuvor der starke, anziehende und undurchschaubare Four, ist er jetzt der weinerliche, schwache und unzurechnungsfähige Tobias. Seine Verhaltensweisen und Reaktionen sind stellenweise so dämlich, dass man ihn am liebsten mit dem Kopf gegen die Wand schlagen würde. Also ich zumindest!

Veronica Roth versucht, die Beziehung zwischen Tris und Tobias weiter auszubauen. Nur leider trifft ihre Beziehung immer wieder den Jojo-Effekt. Heute vertrauen wir uns und sind uns einig, morgen sind wir wieder unehrlich und spielen Versteckspiele. Übermorgen beschließen wir, uns lieber wieder zu trauen usw. Das nervt! Entscheidet euch Leute, entweder oder. Es drängt sich mehr und mehr der Verdacht auf, dass Tris und Tobias einfach nicht fähig sind, eine "normale" Beziehung aufrechtzuerhalten.

Gut hat mir gefallen, dass die Autorin zumindest versucht ihr Konzept aufzuklären und auch einige Aspekte über die Vergangenheit von Tris Familie ans Licht bringt. Es zeigt sich, dass die Außenwelt und Chicago doch deutlicher verbunden waren, als erwartet. Auch wird versucht, Beweggründe für die ursprüngliche Trennung der Stadt aufzuzeigen. Dabei verstrickt sich die Autorin allerdings in teils merkwürige Gedankengänge. Also Hand und Fuß haben diese Erklärungen nicht unbedingt. Aber es gibt immerhin welche.

Mir kam es etwas unnötig vor, dass die Autorin, statt den Konflikt innerhalb der Mauern sinnvoll zu lösen, einfach einen außerhalb heraufbeschwört. Das Ganze will sie dann gipfeln, in dem alles wieder irgendwie zusammeführt wird und das geht meiner Meinung nach schief. Es folgen Auflösungen, die viel zu simpel sind, als dass sie glaubhaft sein könnten. Feinde über Bücher lang verwandeln sich auf einmal in harmlose Schafe. Konflikte lösen sich dadurch zauberhand in Luft auf, Bedenken zerstreuen sich ohne Grund. Anderserseits springen dann wieder Gefahren aus Ecken, wo man sie (zu Recht) nie erwarten würde. Schade, das hatte ich mir nicht erwartet.

Kommen wir zum one and only Ende. Mir hat es nicht gefallen, weil es meiner Meinung nach bestimmten Charakteren nicht gerecht wird. Für mich war es (selbst noch ohne Spoiler) leider auch viel zu vorhersehbar. Ich hatte leider mehr das Gefühl, dass die Autorin versucht hat zu schockieren, statt ein rundes Ende zu finden. Aber damit muss jeder Leser selbst glücklich werden.

Fazit
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Für mich hatte sich leider schon in "Insurgent" gezeigt, dass es mit der Reihe bergab geht. Die gewählten Erzählperspektiven bringen leider keine neuen Blickwinkel, sondern entblößen zuvor charakterstarke Helden als weinerliche Hemden. Außerdem sind die Perspektiven kaum zu unterscheiden und stören mehr, als sie bringen. An sich gab es einige interessante neue Zusammenhänge und auch neue Erklärungen. Doch in sich konsequent und absolut glaubhaft waren sie leider nicht. Letztendlich hat sich die Autorin leider darin verstrickt mehr Konflikte aufzubauen, als sie sinnvoll in einem Buch bewältigen kann. Dementsprechend halbherzig sah das Ende für mich dann aus. Allerding muss jeder selbst seinen Frieden damit finden.