Rezension

Tiefsinnig und rührend, jedoch als Jugendbuch bedingt geeignet

Das Leben spielt hier - Sandra Hoffmann

Das Leben spielt hier
von Sandra Hoffmann

"Das Leben spielt hier" ist das erste Jugendbuch der Autorin Sandra Hoffmann.

Mir hat das Buch insgesamt gut gefallen. Ich finde es nur etwas anspruchsvoll im Hinblick auf den beabsichtigten Leserkreis. Als Jugendbuch ist es meines Erachtens nur bedingt geeignet. Sowohl der Schreibstil als auch die Erzählung an sich, setzen einen voruteilsfreien, offenen Leser voraus, bei dem es zudem gut wäre, wenn er bereits eine gewisse Lebenserfahrung, insbesondere hinsichtlich des Verlustes von geliebten Menschen, mitbrächte.

Anfangs war ich etwas überrascht von dem sehr eigenen Schreibstil. Bisher habe ich diesen noch in keinem Roman kennengelernt. Aber nachdem ich mich eingelesen und daran gewöhnt habe, gefiel er mir sehr gut. Einige Sätze und Passagen sind wunderschön ausgedrückt. Zum Beispiel der Satz:

"Wenn man schlecht denkt, obwohl etwas eh schon schlecht ist, macht das alles nur noch schlimmer."

Wie dieses Zitat schon erkennen lässt, liegt gerade zu Beginn über der Handlung eine gewisse Schwere und Melancholie. Jeder der beschriebenen Protagonisten hat ein ganz eigenes Päckchen hat, an dem er/sie trägt.

"Wenn Gedanken zu schwer werden, bleibt ein Körper plötzlich stehen, da, wo er ist, als ob der Motor es nicht mehr schafft, den schweren Gedanken weiterzutreiben."

Mich hat an "Das Leben spielt hier" fasziniert, wie gut dargestellt wird, welche Auswirkungen Verlust auf Menschen hat.

Kriedel, Besitzer einer Buchhandlung, traut sich nichts mehr zu, ist in einer Endlos-Schleife gefangen. Ona und Pe sind sich durch die erlittenen Verluste nicht sicher, ob das, was sie haben, bleibt. Die rosarote Leichtigkeit, die viele bei ihrer ersten Liebe empfinden, haben die beiden nicht. Stattdessen ist da immer ein Bewusstsein dafür, dass gute Dinge manchmal unerwartet schnell enden und man Menschen plötzlich verlieren kann.

Das Ende habe ich als versöhnlich empfunden und finde es schön, dass es Raum für Fantasie lässt. Für mich muss nicht jede Geschichte bis ins Kleinste auserzählt werden.

Autorin Sandra Hoffmann hat mit "Das Leben ist hier" einen tiefsinnigen, anspruchsvollen und berührenden Roman geschrieben, der mir gut gefällt. Jedoch sehe ich ihn für den beabsichtigen Leserkreis als Jugendbuch nur bedingt geeignet. Empfehlen kann ich dieses Werk allen vorurteilsfreien, offenen Lesern, die bereit sind, sich auf einen ungewöhnlichen Schreibstil einzulassen und bereits Erfahrungen mit Schmerz und Verlust gemacht haben.