Rezension

Tim trifft auf das Land der Zwerge & die Wahrnehmung eines Autisten

Asa und Gasa 1 - Raphael Müller

Asa und Gasa 1
von Raphael Müller

~~Unwahrscheinlich und wahnsinnig aufregend findet Tim seine neuen Freunde, die Zwerge Asa & Gasa, aber noch mehr fasziniert ihn Daniel und sein Talent Gedichte zu schreiben und Dinge auf eine eigene Art wahrzunehmen.

Tim trifft sich mit den Zwillingsbrüdern Asa & Gasa im Kleiderschrank seiner Oma wo die Menschen- und Zwergenwelt aufeinander treffen. Sie erzählen ihm ihre Abenteuer in der Keksfabrik und beim Keksverkauf in fremden Ländern, wie zum Beispiel in Elliptica, dem Land, in dem alles elliptisch ist. Im Land der Zahlen verstehen die Einwohner jedoch die Kekssprüche nicht und Asa und Gasa bekommen deswegen Probleme. Da fällt Tim sein Mitschüler Daniel ein, der Autist ist und von dem er gehört hat, dass er Zahlen in Farben und Formen sieht. Und siehe da, Daniel kann die Sprüche wirklich so übersetzten, dass sie im Land der Zahlen verstanden werden. Von da an sind die vier Freunde geworden und helfen zusammen.

Am Anfang des Buches gibt es ein Vorwort von Raphael's Mutter das auf den ersten Blick lang erscheinen mag, jedoch einen ersten und spannenden Einblick in Raphaels Leben gibt. Dadurch erfährt der Leser auch, dass Raphael wie sein Romanheld Daniel im Rollstuhl sitzt und stumm ist. Ich finde, dass ich dadurch die Geschichte besser verstanden habe und werde mir auf jeden Fall auch noch Rapahel's Autobiographie zulegen.

Im Vorwort erfährt man auch, dass der mittlerweile 16jährige Raphael das erste Asa & Gasa Kapitel im Alter von 8 Jahren als Schulaufgabe geschrieben hat. Sein junges Alter mach sich in der Geschichte durch die kurzen Kapitel bemerkbar und dadurch, dass die Kapitel oft eine Geschichte für sich sind oder mehrere Kapitel gemeinsam eine kürzere Geschichte bilden. Dadurch konnte das Buch mich nicht immer fesseln, jedoch ist das ja auch nicht seine Intention. Zum Vorlesen oder für Jüngere könnte das aber auch von Vorteil sein und an sich ändert das nichts daran, dass Raphaels Erzählweise fantasiereich und schön zu lesen ist.

Das wichtigste Thema ist natürlich Inklusion und dabei schaffen die Zwergenzwillinge den perfekten Rahmen damit Tim zu Daniel findet. So bietet die Geschichte viele Erklärungen zum Leben eines Autisten. Anschaulich erklärt Daniel Tim die schriftliche Kommunikation mit dem AlphaSmart und durch die Szene, wie Tim Daniels Hand dabei stützen darf, wurde mir auch klar, warum dabei Vertrauen so wichtig ist. Der Autor schafft so viele Momente wo Autismus und das Leben eines Autisten für mich verständlicher werden.

Besonders gut hat mir Daniels Erläuterung zu seiner Wahrnehmung gefallen die durch die Erzählungen von Asa & Gasa gestützt wird. Denn Zwerge wie Autisten können das Land der Zahlen oder der Buchstaben besuchen. Ich finde das alles sehr faszinierend und durch die Zwergenaspekte klingt es nicht so wie eine durch eine Entwicklungsstörung bedingte Wahrnehmung wie es mitunter bei fachlicheren Artikeln rüberkommt.

Eine wichtige Rolle in Daniels Leben spielt außerdem der christliche Glaube. Er versucht Tim zu vermitteln wie wichtig Gott ist und dass er z.B. Engel sieht und auch mit ihnen kommuniziert. Sein Glaube spiegelt sich auch in den Gedichten wieder die im Buch zu finden sind - sehr schöne Gedichte wie ich finde.

Zu den Geschichten gibt es auch immer wieder schwarz-weiße Illustrationen / Strichzeichnungen. Sie sind passend zum Inhalt gewählt, jedoch finde ich persönlich sie zu grob gezeichnet. Da gefallen mir das Cover und die Bilder auf der Innenseite des Buchdeckels viel besser.

Raphael Müller hat hier ein tolles Buch über Inklusion, Autismus, Freundschaft & Abenteuer geschrieben das ich wärmstens weiterempfehlen kann.