Rezension

Tischlers erster Fall

Prost, auf die Wirtin -

Prost, auf die Wirtin
von Friedrich Kalpenstein

Bewertet mit 5 Sternen

„...Die Schneider Heidi hat`s meiner Mama erzählt. Und die weiß es von der Grießbacher Gudrun, weil der ihr Mann im Schützenverein ist. Der war aber an dem Abend nicht da, aber Kleinschmidt Kurti hat`s ihr erzählt. Kurti ist der zweite Vorstand vom Schützenverein...“

 

Dorfklatsch vom Feinsten – und in der Atmosphäre soll Hauptkommissar Tischler einen Mord aufklären. Am Sonntag wurde Franziska Leidinger, die Wirtin eines örtlichen Gasthauses, im Wald erschossen. Gefunden hat sie der Hund des Försters Ferstel.

Für Tischler ist es der erste Fall, seitdem er von München nach Traunstein versetzt wurde. Die Polizei ist Kummer gewöhnt. Tischlers zwei Vorgänger haben es beide nicht lange ausgehalten.

Der Autor hat einen spannenden Krimi geschrieben, in dem sehr gut die lokalen Besonderheiten eingebunden werden. Tischlers Gedanken beim Anblick der Toten lesen sich so:

 

„...Wohin diese Frau auch gewollt hatte, sie hatte sicher nicht damit gerechnet, dass ihre Reise auf einer kleinen Waldlichtung enden würde. Und mit ihr auch ihr Leben, das sie noch vor sich gehabt hätte...“

 

Tischler hat allerdings nicht nur den Fall zu lösen, er muss auch das Selbstbewusstsein seines Partners Felix Fink aufbauen. Der wird ob seiner Eigenarten bei den Kollegen nicht für voll genommen. Gut, wenn etwas schief geht, ist es Fink, den es trifft. Bei seinen Verhören lässt er eine gewisse Leichtigkeit vermissen. Tischler sagt ihm zwar auch ab und zu gehörig die Meinung, sieht aber gleichzeitig seine Qualitäten. Es macht Freude zu lesen, wie Fink sich nach und nach zum Positiven entwickelt.

Ab und an blitzt ein feiner Humor auf. In einem Punkt kann ich Tischler nur zustimmen:

 

„...Zuallererst würde in sein Büro eine neue Kaffeemaschine einziehen. Denn das Leben war zu kurz, um schlechten Kaffee zu trinken...“

 

Erster Tatverdächtige ist der Ehemann der Toten. Der hat gern einmal zugelangt, wenn Franziska beim Bedienen einem anderen schöne Augen gemacht hat. Ansonsten war er sein bester Kunde und der Alkohol sein innigster Freund. Hätte er die ruhige Hand für einen solchen Schuss gehabt?

 

„...Felix, der Leidinger war wohl eher ohne Alkohol nicht zurechnungsfähig. Der funktionierte doch nur mit Sprit in den Adern...“

 

Im Ort verdeckt der schöne Schein manch dunkle Geschäfte. Eines davon ist Wilderei und Bio muss nicht Bio sein.

Fink kennt sich exzellent im Dorf aus. Die Antwort auf die Frage, woher er das weiß, ist ähnlich komplex und informativ wie das Eingangszitat.

Tischler hatte in seiner Kindheit und Jugend ein Internat in Traunstein besucht. Unabhängig von dem Fall wird er permanent an diese Zeit erinnert.

Am Ende wird der Täter überführt. Wieder einmal spielte das liebe Geld die Hauptrolle bei der Motivsuche.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der eingebundene Dialekt gibt der Geschichte sein besonderes lokales Flair.