Rezension

Titel und Klappentext evozieren falsche Erwartungen

Eine Liebe im Krieg - Berndt Schulz

Eine Liebe im Krieg
von Berndt Schulz

Wir befinden uns im Berlin zur Zeit des Nationalsozialismus und lernen die junge Frau Maria Lasser kennen, die sich durch die so genannten Edelweißpiraten im Widerstand engagiert. Sie lernt den russischen Wissenschaftler für Altamerikanistik Yuri kennen und aus den beiden wird ein leiden-schaftliches Liebespaar, das sich gemeinsam durch die letzten Kriegsjahre kämpft. Yuri hat jedoch eine ganz besondere und gefährliche Mission nach Berlin verschlagen, da er zusammen mit einem russischen Agenten-Team nach einer alten Handschrift der Maya sucht, um diese zu entschlüsseln. Wir begleiten ihn bei diesem Vorhaben.

Irgendwie blieb mir dieses Buch zu sehr auf der Oberfläche und konnte mich nicht begeistern. Vor allem würde ich dies darauf zurückführen, dass der Titel und der Klappentext etwas völlig anderes versprechen als man letztendlich bekommt. „Eine Liebe im Krieg“ war dies jedoch in meinen Augen nicht, da sich Yuri und Maria unter den seltsamsten Bedingungen kennen lernen, sich vertrauen, obwohl alles dagegen spricht und naja nach zwei miteinander gewechselten Sätzen sind sie mal eben schnell ein Liebespaar. Es steht viel mehr Yuris wissenschaftliche Arbeit an den Handschriften der Maya im Vordergrund und man erfährt als Leser mehr über die Kultur und Geschichte der altamerikanischen Völker als über den Nationalsozialismus und den zweiten Weltkrieg.

Über weite Strecken nahm diese Nebensächlichkeit des Krieges ein in meinen Augen unangebrachtes Ausmaß an. Es wurde zwar z.T. angesprochen, dass es Konzentrationslager gibt und dass Widerständler gequält werden, doch so richtig klar wurden die Schrecken des Krieges nie. Man erfuhr auch nicht, mit welchem Motiv Maria in den Widerstand gegangen ist, was sie an dem System stört, man weiß es nicht. Besonders absurd wurde es, als Yuri in einer Nacht der Bombardierung darüber philosophiert, dass der Nachthimmel eigentlich auch ganz schön aussieht, wenn Bomben herunter fallen. Der Krieg wird hier auf eine kleine Unannehmlichkeit reduziert, die er sicherlich nicht war und mir als Leserin fehlen dort die spannenden historischen Infos, die man in solchen Romanen immer erwarten darf, die hier jedoch leider nur über das Reich der Maya angeboten werden.

Das ist allemal schade, denn die Idee des Autors ist einfach super, eine Geschichte von einer Liebe im Krieg hat sehr viel Potential für etwas Kraftvolles, Berührendes und einfach Gewaltiges, das mich als Leserin erschüttert und nachdenklich zurück lässt. Auch am Schreibstil des Autors wäre es nicht gescheitert, denn dieser liest sich angenehm und lässt anschauliche Bilder entstehen. Es mangelt schließlich einfach über weite Teile an Schlüssigkeit, an Logik und Nachvollziehbarkeit. So richtig versteht man nicht, was diese Geschichte um den Russen mit seinen Maya im zweiten Weltkrieg verloren hat und das ist schade.