Rezension

Tod eines Bewährungshelfers

Schweigen ist Tod - Peter Märkert

Schweigen ist Tod
von Peter Märkert

Bewertet mit 5 Sternen

„...Sandra, seine Freundin, hatte ihn geraten, in bedrohlichen Sekunden zu zählen, dabei immer daran zu denken, dass alles vorübergeht. Morgen beginnt ein neuer Tag, hatte sie gesagt. Ein Stein ist ihm geblieben auf dem Bochumer Hauptfriedhof...“

 

Engel wartet, bis alle Bewährungshelfer das Haus verlassen haben. Nur Windich ist noch da. Mit ihm hat er eine Rechnung offen. Als er in dessen Zimmer tritt, eskaliert die Situation. Windich ist tot. Engel verwischt nicht nur seine Spuren. Er sorgt auch dafür, dass andere Besucher von Windich als Täter in Betracht kommen.

Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Ich weiß zwar scheinbar, wer der Täter ist. Da ich aber seinen Klarnamen nicht kenne, hat er für mich als Leser kein Gesicht. Das regt zum Mitdenken und Miträtseln an.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist abwechslungsreich. Die Ermittlungen liegen in der Hand von Hauptkommissar Christian Kramer und seinem Team. Zwei Dinge werden sehr detailliert und fast sachlich erzählt. Das ist zum einen die genaue Arbeit der Kriminalisten, zum anderen die Tätigkeit der Bewährungshelfer. Gerade bei letzten ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Fördern und Fordern notwendig. Windich galt als hart und emotionslos. Nicht selten hat er seine Klienten vor den Kopf gestoßen. Ganz anders arbeitet Marie Marler. Die junge Frau nimmt sich Zeit und versucht, gemeinsam mit ihren Besuchern die Probleme zu lösen.

Gekonnt werden weitere Schicksale in die Geschichte integriert. Von Lukas Briest zum Beispiel erfahre ich, warum er abgerutscht ist und welche Anstrengungen er unternimmt, sein Leben in den Griff zu bekommen. In einer für ihn schwierigen Situation rekapituliert er mit Blick auf die Richter:

 

„...Sie teilen die Welt in Gut und Böse auf, ohne darüber nachzudenken, wie nah auch für sie der Abgrund ist. Ein Windhauch des Schicksals reicht und das schöne Leben ist dahin...“

 

Der Autor ermöglicht mir nicht nur, das Tun des Täters minütlich zu verfolgen. Er gestattet mir auch einen tiefen Einblick in dessen Psyche. Der erste Mord hat in seinen Gedanken Spuren hinterlassen:

 

„...Fällt es auf, dass er einen Menschen umgebracht hat? Wirkt er anders? Ist er anders? Verraten ihn seine Augen, sein Blick?...“

 

Abwechslung im Schriftstil bietet außerdem ein Kneipengespräch. Man diskutiert den Mord und das Thema Drogen und fast zusammen:

 

„...Ein Schriftsteller hat mal gesagt, wenn man an der Moral kratzt, kommt Geld zum Vorschein...“

 

Den Kriminalisten läuft die Zeit davon, denn der Täter hat Blut geleckt und will nun all die beseitigen, die ihn eventuell gesehen haben könnten. Das Eingangszitat stammt ebenfalls vom Täter. Im Laufe der Handlung erfahre ich nach und nach, was damals passiert ist und woher sein Hass auf Windich kommt.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. In jeder Zeile ist spürbar, dass der Autor weiß, worüber er schreibt und die Arbeit der Bewährungshelfer kennt.