Rezension

Tod eines It-Girls

Das College -

Das College
von Ruth Ware

Bewertet mit 3 Sternen

Die Buchhändlerin Hannah aus Edinburgh könnte sich eigentlich auf ihr erstes Kind freuen, doch eine Nachricht ruft die verdrängte Vergangenheit zurück: Der Mann, der als Mörder ihrer Zimmernachbarin im College zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, ist im Gefängnis gestorben. Er hatte stets seine Unschuld betont und es war Hannahs Aussage gewesen, die in dem Indizienprozess entscheidend zu seiner Verurteilung beigetragen hatte. Ein Journalist, der es schafft, zu Hannah vorzudringen bringt ihre Sicherheit, dass der Pförtner der Mörder des schönen, reichen und launischen It-Girl April war, ins Wanken. Was, wenn sie einen Unschuldigen hinter Gitter gebracht hat? Und wenn es so war - war der Mörder oder die Mörderin einer der damals besten Freunde ihrer College Clique?

Ruth Wares Psychothriller "Das College" verläuft auf den Erzählperspektiven "davor" und "danach"- mit dem Mord an April als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Ruth Ware ist mir als Autorin von allmählich aufgebauter psychologischer Spannung vertraut und auch hier plätshert die Handlung in Gegenwart und Vergangenheit vor sich hin, bis der Spannungsbogen gegen Ende deutlich ansteigt. Dass April eines gewaltsamen Todes sterben wird, ist ja bereits auf den ersten Seiten bekannt.

In der Hörbuchfassung ist Julia Nachtmann mit ihrer warmen, angenehmen Stimme eine Sprecherin, der ich gerne zugehört habe. Sie klingt nicht zu emotional oder übertrieben, auch das Sprechtempo trägt dazu bei, dass sich das Kopfkino langsam aufbauen kann und die Szenen wirken. An ihr liegt es also wirklich nicht, dass ich mit dem Buch oder vielmehr mit Wares Figuren nicht wirklich warm wurde.

Denn zum einen ist Mordopfer April wirklich kein angenehmer Mensch - ein verwöhntes Gör, an Geld und Prvilegien gewohnt und daran, dass sie alles kriegt, was sie will. Ihr Hang vor grausamen Streichen macht auch vor Freunden nicht halt und warum Hannah überhaupt ihre Freundin wird - einzig aufgrund der Tatsache, dass sie sich ein Apartment in einem von Oxfords tradtionsreichen Colleges teilen - bleibt mir durchgehend unverständlich. 

Aber auch Hannah nervt mich mit ihrer Weinerlichkeit, ihrem Zaudern, ihrer Bdürftigkeit nach einer starken Schulter oder jemandem, der Probleme an ihrer Stelle zur Sprache bricht. So jedenfalls, als der später als Mörder verurteilte Pförtner sich vor allem ihr gegenüber merkwürdig bis übergriffig verhält.

Gut ist, wie der Verdacht gegen so ziemlich jedes Mitglied der alten Freundesclique wächst. denn ein Motiv, April zu hassen, haben alle. Auch eine Gelegenheit und Möglichkeit? Hier entwickelt sich "das College" zu einem whodunnit britischer Krimitradition, bis hin zu einer buchstäblichen Cliffhanger-Situation kurz vor dem Ende.

Ich habe schon bessere Bücher von Ruth Ware gelesen, aber alles in allem ist "Das College" solide Krimi-Kost, mit dessen Protagonisten ich mich aber so gar nicht anfreunden konnte.