Rezension

Tödliche Schnitzeljagd

Seelendämmerung -

Seelendämmerung
von Dirk Trost

Bewertet mit 4 Sternen

Die Enthüllungsjournalistin Thyra König wird auf bizarre Weise auf den Fall einer menschenverachtenden Sekte aufmerksam, in der Kinder körperlicher und seelischer Grausamkeit ausgesetzt sind. Die spärlichen Informationen ihres „Auftraggebers“ führen sie und ihren Partner, den ehemaligen Hauptkommissar Folkert Mackensen, zunächst nach Berlin und von dort aus auf eine irländische Insel, die Thyra bestens bekannt ist. Aber warum macht ihr Informant keine klaren Angaben, sondern lässt sie von einer gefährlichen Falle in die nächste tappen? Und wird es ihr gelingen, die Kinder zu retten?

Dirk Trost entführt uns da in eine ziemlich kaputte Welt. Sein Schreibstil fordert meine ganze Aufmerksamkeit, denn die eingestreuten Rückblenden sind oft nicht sofort als solche zu erkennen. Auch stehen in der ersten Hälfte des Buches nicht die Figuren und die Handlung im Vordergrund, sondern die Orte, die zugegebenermaßen brillant recherchiert sind. Mehr und mehr wirkt das Ganze auf mich wie ein Marvel-Comic, in dem eine attraktive und toughe Heldin sich in aberwitzige Gefahr begibt und ihr mit allen Wassern gewaschener Freund und Partner sie rettet. Im letzten Drittel und vor allem im Showdown überwiegen Actionszenen, die Spannung reißt mich dann doch mit, und es gelingt mir am Ende nicht, das Buch aus der Hand zu legen.

So ganz überzeugen kann mich dieser Ausflug in das Comichafte jedoch nicht, und die immer wieder vorkommenden plumpen Wort- und Satzwiederholungen kurz hintereinander lassen mich an der Qualität des Lektorats zweifeln. Dafür ziehe ich einen Stern ab. Aber die Protagonistin und ihr charismatischer Partner waren mir auf Anhieb sympathisch und haben mich durchweg bei der Stange gehalten.

Mein persönliches Fazit: Ein Krimi für jeden, der einen ausgefallenen Erzählstil, geballte Action und hervorragend recherchierte Handlungsorte schätzt.