Rezension

Tödlicher Frost

Tödlicher Frost - Asbjørn Jaklin

Tödlicher Frost
von Asbjørn Jaklin

Bewertet mit 2 Sternen

[ Inhalt ]
Ein Verbrechen aus der Vergangenheit versetzt die Bewohner von Tronso in Angst und Schrecken. Während der Polarnacht wird in einem Kuhstall ein Mann ermordet aufgefunden. Spuren am Tatort deuten darauf hin, dass er gefoltert wurde. Ein später Racheakt? Wofür? Ein Journalist wird auf den Fall angesetzt. Seine Recherchen führen vom Zweiten Weltkrieg bis zu den Jugoslawienkriegen und nach Den Haag zu der für Kriegsverbrechen zuständigen Anklägerin, die alle Wissensfäden in der Hand zu halten schein.

[ Cover ]
Das dunkle, einfach gehaltene Cover vermittelt bereits beim Anschauen das Gefühl von Kälte. Dieser Eindruck wird durch das leicht erhabene Eiskristall-Muster verstärkt und wirkt sehr geheimnisvoll.

 [ Das hat mir gefallen ]
Ein junger Journalist, der zusammen mit einer Fotografin über einen Mordfall recherchiert … zunächst geht man bei dieser Buchbeschreibung von „dem“ klassischen Szenario aus: Zusammen bringen die Beiden Licht in das Dunkel und, im besten Fall, klären sie gemeinsam die Tat auf. Klar, dass auch die Liebe dabei nicht zu kurz kommen darf. Weit gefehlt. In diesem Buch steht  nicht die Leiche oder umfangreiche Tatort- und Spurensuche im Vordergrund, sondern werden nur kurz angerissen. 
Themen wie die Verbrechen in deutschen Konzentrationslagern in Norwegen und im Balkankrieg aufzugreifen, finde ich gut. Zu viel was passiert ist, wird hier gerne verschwiegen.
Ein flüssiger guter Schreibstil, der die Romanfiguren gut darstellt und die Persönlichkeit gut herauskehrt. Der Chefredakteur war mir vom ersten Moment an total unsympathisch!

[ Das hat mir nicht gefallen ]
Das Buch liest sich anfangs etwas schwierig, da es kapitelweise in verschiedenen Jahrzehnten spielt. Die Sprünge von 1945 in die Gegenwart sind anstrengend, die Zusammenhänge erschließen sich nicht sofort, was das Ganze zunächst etwas langweilig und langwierig gestaltet. Welche Rolle spielt ein geheimes Treffen im Jahre 1949 in Oslo? Nach dem ersten Drittel des Buches war ich versucht, es zuzuklappen und nicht zu Ende zu lesen. Die Neugier, wie die Zusammenhänge nun wirklich sind, hat gesiegt. Für mich waren die Verbindungen der dargestellten Personen zu weit hergeholt und nicht schlüssig.  Der Zusammenhang der Anklägerin gegen Menschenrechtsverletzungen zum Kommandanten eines deutschen Konzentrationslagers in Norwegen könnte tatsächlich real sein; nicht aber ihr Verhalten in der Gegenwart.  Eine Anwältin, die letztlich den Täter eines Mordes kennt? Auch unter Berücksichtigung sämtlicher Umstände, ist das sehr unglaubwürdig.
Ein Mitarbeiter des Geheimdienstes, der mehr oder weniger geheime Informationen unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt? Naja!
Ausführlich werden die Panikattacken der Hauptperson Alexander Winther beschrieben; woher sie resultieren, bleibt aber offen. Sind sie in seiner Vergangenheit als Afghanistan-Veteran zu suchen? Wahrscheinlich, aber genaues bleibt im Dunkeln. Was hat der Unfalltod seines Freundes mit dem Fall zu tun?
Was ist mit seiner Beziehung zur Krankenschwester Vivi? Was mit der Fotografin Tora? Beide spielen im Buch eine Rolle, die Fragen offen lässt.

[ Fazit ]
Ein ernstes, aber gutes Thema. Leider mit zu vielen „Ablenkungen“ versehen. Manche Punkte hätte ich mir mehr ausgeleuchtet gewünscht, auf andere hätte man gut verzichten können. Allein vom Titel ausgehend, hatte ich die Vorstellung von einem Thriller, der einem den Eisschauer über die Rücken jagt. Ausgehend vom Mord an dem Historiker wären die Ermittlungen rückwärts in die Vergangenheit besser zu lesen gewesen, als die doch komplexen Zeitsprünge.