Rezension

Toll!

Eve & Caleb 01. Wo Licht war - Anna Carey

Eve & Caleb 01. Wo Licht war
von Anna Carey

Bewertet mit 4 Sternen

Anna Careys Trilogie-Auftakt zu "Eve & Caleb" stand schon seit langer Zeit ungelesen im Regal, da ich bei Dystopien grundsätzlich skeptisch bin. Da ich aber mal wieder Lust auf dieses Genre hatte, habe ich direkt zu "Wo Licht war" gegriffen und konnte es nicht mehr aus den Händen legen. Selten war ich so schnell so begeistert, sodass ich mittlerweile auch schon die anderen beiden Bände gelesen habe.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Anna Carey beschreibt schonungslos die Regeln und Umstände im neuen Amerika und das Leben der Rebellen in der Wildnis. Hier sind vor allem die Wälder, aber auch die ehemals großen Städte wie San Francisco sehr gelungen, sodass ich mir nahezu alles bildlich vorstellen konnte. Die Dialoge fand ich am Anfang noch etwas hölzern, allerdings hat sich dies im Laufe der Geschichte deutlich verbessert, sodass ich sie stellenweise sogar als charmant und spritzig bezeichnen würde. Außerdem hat sich die Autorin sehr große Mühe mit ihren Figuren gegeben, die ich zwar nicht allesamt sympathisch, aber äußerst interessant fand, sodass ich immer mehr über sie erfahren wollte.

Eve hat mir von Anfang an gut gefallen und ich wollte unbedingt mehr über sie und ihr Leben erfahren. Sie kam mir zwar anfangs sehr naiv und unbeholfen vor, was jedoch allein an der Erziehung in den Schulen lag. Je mehr ich sie im Laufe der Geschichte kennen lernen durfte, desto selbstbewusster und mutiger erschien sie mir, sodass ich sie immer mehr ins Herz geschlossen habe. Gleiches gilt auch für Arden, die als Einzelgängerin gilt und aus der Schule geflohen ist, als sie die Wahrheit über das Schulsystem erfährt. Während beide Mädchen gemeinsam durch die Wildnis streifen, merken sie, dass sie sich doch ähnlicher sind, als man zuvor erwartet hat. Arden war mir zwar anfangs noch recht suspekt mit ihrem Verhalten, allerdings konnte ich sie nach einer gewissen Zeit immer mehr verstehen, sodass sie zu meinen Lieblingsfiguren der gesamten Geschichte gehört.

Caleb ist ebenfalls sehr interessant: Er war bereits als kleiner Junge in den Arbeitslagern und schloss sich später den Rebellen an, mit denen er in den Wäldern des neuen Amerikas lebt. Er möchte sich mit dem König und dessen Regeln nicht identifizieren und kämpft somit im Stillen gegen dessen Machenschaften. Bei einem Ausflug trifft er auf Arden und Eve und stößt dabei zunächst auf Gegenwehr, denn den Mädchen wurde in den Schulen beigebracht, dass Männer als gefährlich gelten und nie gute Absichten haben. Dabei ist besonders interessant zu sehen, wie Eve und Caleb miteinander umgehen und im Laufe der Zeit sogar Vertrauen geschöpft wird.

Die Idee, hier eine Welt nach einer Seuche zu schaffen, ist sicherlich alles andere als neu, allerdings konnte mich Anna Carey von der ersten Seite an erreichen, sodass ich immer mehr über Eve, Caleb und das neue Amerika erfahren wollte. Während der Seuche sind sehr viele Menschen gestorben und die Kinder, die überlebt haben, wurden aufgeteilt: Die Mädchen kamen in Schulen und haben dort eine intensive Schulausbildung erhalten, während die Jungs in Arbeitslagern den gesamten Tag über schuften müssen und keine Schulausbildung genießen dürfen. Was Eve jedoch erst viel zu spät ahnt und sie erst zur Flucht animiert: Auch die Schulausbildung hat ihren Preis, denn der König verlangt einen hohen Preis dafür.

Der König des neuen Amerikas lebt in der sogenannten Stadt aus Sand, in der man eine neue Welt schaffen und das ehemalige Amerika, aber auch den Rest der Welt neu aufbauen möchte. Da allerdings nicht jeder im neuen Amerika leben möchte, gibt es genug Menschen außerhalb der Stadt, die in der Wildnis in maroden Häusern oder gar in Höhlen leben. Gleichzeitig gibt es auch den sogenannten Pfad, der Menschen dabei helfen soll, nach Califia zu kommen - ein Ort, an dem Menschen in Sicherheit sind und ihren Frieden finden. 

Das Cover ist minimalistisch, aber dennoch schön anzusehen. Es freut mich hierbei besonders, dass alle drei Bände so gut zusammenpassen. Die Kurzbeschreibung liest sich spannend und bleibt dennoch geheimnisvoll. Perfekt.

Insgesamt war "Wo Licht war" ein nahezu perfekter Auftakt der "Eve & Caleb"-Trilogie und ich habe mich in der Wildnis des "neuen Amerikas" direkt pudelwohl gefühlt, sodass ich die Geschichte nur jedem Leser ans Herz legen kann, der sich auch nur ansatzweise für Dystopien interessiert. Interessante Figuren und ein spannender, aber auch brutaler Plot runden den sehr guten Eindruck ab. Empfehlenswert!