Rezension

Toll!

STRAFE
von Paula Polanski Håkan Nesser

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Strafe“ von Hakan Nesser und Paula Polanski passt so gar nicht ins Genreübliche denken von Verlagen und Lesern. Mir wurde der Roman als Krimi offeriert und in der Tat fliegen einem die falschen Spuren, Tod, Krankheit und Verrat nur so um die Ohren. Aber von einem Krimi typischem Aufbau und Ablauf ist „Strafe“ dennoch meilenweit entfernt. Hier ist alles anders. Die Spannung entsteht zunächst einmal aus den Menschen heraus.

Max Schmeling, der Protagonist des Buches, erfolgreicher Schriftsteller und Frauenschwarm erhält eine sonderbare Nachricht von einem Jugendfreund, der nur noch kurze Zeit zu leben hat. Er will, dass Max ihm einen letzten Gefallen tut. Max kann sich kaum noch an Tibor Schittkowski erinnern. Nur, dass dieser ihm zweimal das Leben gerettet hat, daran erinnert er sich noch halbwegs.

Das ist gar keine sonderlich spektakuläre Ausgangsposition, wer Menschen meuchelnde Psychopathen erwartet ist mit dem Roman nicht gut bedient. Es ist das alltägliche, das Zwischenmenschliche, was Hakan Nesser interessiert und er bohrt sich mit einer Bier Ruhe und sprachlicher Raffinesse in seinen Protagonisten, dass einem als Leser fast die Spucke wegbleibt. Es ist ein Buch der falschen Fährten, des Scheins, des Seins und des Betrugs mit einer genialen Grundidee. Eine Abrechnung, nicht ohne Humor. Auf seiner Art ein spannender Roman von emotionaler Tiefe, dem eigentlich die Genrebezeichnung Literatur gebührt.