Rezension

Toll!

Meridian. Dunkle Umarmung - Amber Kizer

Meridian - Dunkle Umarmung
von Amber Kizer

Inhalt:

Seit Meridian denken kann, verfolgt sie der Tod. Sterbende Tiere sind seit frühster Kindheit ihr stetiger Begleiter und machen sie zur Außenseiterin. Nicht nur von ihren Mitschülern wird sie gemieden, sondern auch ihre Eltern gehen auf Distanz. All dies scheint an ihrem 16. Geburtstag seinen Höhepunkt zu finden, als ihre Eltern sie vollkommen panisch zu ihrer Großtante in die Kleinstadt Salvation schicken. Doch Meridian scheint noch mehr mit ihrer seltsamen Großtante gemeinsam zu haben, als nur der außergewöhnliche Name. Denn sie hat eine besondere Gabe, welche nicht nur sie, sondern auch ihre Umgebung in größte Gefahr bringt, sollte sie nicht lernen diese zu beherrschen.

Meridian ist ein sehr kurzweiliger Roman, dennoch wird man sofort in das Geschehen hineingeführt. Der Hauptcharakter Meridian wird bereits zu Anfang als sehr einsam und vor allem schicksalsbeladen beschrieben. Trotz allem wird die Tatsache, dass sie schon in ihrer Kindheit lernen musste auf solch eine grausame Weise mit dem Tod umzugehen so nüchtern beschrieben, dass man als Leser tatsächlich an dem Verstand der Hauptfigur zweifelt. Denn diese scheint ihr seltsames Schicksal ohne weitere Bedenken anzunehmen.

Ihre Familie und das eigentliche Leben wird nur in einigen Sätzen kurz angeschnitten, welche auch schon im nächsten Moment in einem rasenden Tempo auf den nächsten Wendepunkt zusteuern, sodass man sich manchmal ein wenig überrumpelt fühlt. Denn leider zieht sich dieses Tempo durch den gesamten Roman. Dabei kann man hier noch nicht einmal wirklich die Grundidee kritisieren, sondern eher die Umsetzung. Denn die ist mehr schlecht als Recht. Die wenigen Seiten beinhalten vor allem eins: Viele Erklärungen. Und doch gelingt es nicht wirklich, sich in die Thematik einzufühlen. Die gesamte Legende rund um die Fenestrae wirken zeitweise so platt und seicht, dass es hier eindeutig an Glaubwürdigkeit mangelte. Denn ein wenig mehr Tiefe hätte der Handlung mit Sicherheit nicht geschadet.

Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen, welche in der Handlung einen großen Raum einnehmen, sind zu wenig durchdacht und ausgearbeitet, was auch hier sicherlich an der Kürze liegt. Man kann Zuneigung und Interaktionen nicht wirklich nachvollziehen. Nehme man einmal die seltsame Tante Merry, von der Meridian zu Beginn der Geschichte genau zwei Sachen sicher weiß. Sie ist ihre Namensvetterin und sie näht gerne Steppdecken. Ende, aus. Wie kommt es dann also, dass bloß ein paar Seiten nach Meridians Ankunft bei ihr in Salvation eine so tiefe Zuneigung und Verständnis zwischen den beiden herrscht, die auf ein paar gewechselte Worte mit Sicherheit nicht zurückzuführen ist. Die Autorin gibt ihren Charakteren hier schlichtweg nicht genug Zeit, um sich zu entwickeln und gegenseitig kennenzulernen.Ist der seltsame Tens im ersten Moment noch wirklich arrogant und unfreundlich, löst er ein paar Sätze weiter schon ein angenehmes Kribbeln in Der Protagonistin aus. All dies wirkt zu übereilt, um wirklich mitzureißen oder gar zu überzeugen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die zeitweise kaum auszuhaltende Begriffsstutzigkeit der Charaktere. Die Autorin wirft nur so mit offensichtlichen Hinweisen und Indizien um sich, die jedoch an ihren Charakteren vorbei zu ziehen scheint als wäre nichts gewesen. Weiß der Leser spätestens nach der Hälfte des Buches, wer denn jetzt eigentlich der tatsächliche Bösewicht Nr.1 ist, tappen Meridian und die Anderen weiterhin im Dunkeln und zwingen den Leser leider Gottes geradezu zu solchen Momenten á la „Kopf-meets-Tischplatte“.

Eigentlich erzählt Meridian also eine interessante Geschichte, der es jedoch leider an einer guten Umsetzung mangelt. Trotz allem könnte man Amber Kizers Roman wohl in ohne Bedenken in die Sparte „Zeitvertreib“ einordnen. Die Fortsetzung landet jedoch mit Sicherheit nicht in meinem Regal.