Rezension

Toll geschrieben! Rowling kann es einfach.

Der Ruf des Kuckucks
von Robert Galbraith

Was war ich aufgeregt, begeistert und gespannt, als ich erfuhr, dass eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen ein neues Werk unter Pseudonym geschrieben hatte und dann auch mal etwas vollkommen neues in ihrem Repertoire. 
Einen typischen englischen Kriminalroman, wie ich sie liebe!

Am Weihnachtsabend konnte ich das Buch dann endlich mein Eigen nennen und auf der nächsten Zugfahrt hin und zurück war es dann auch verschlungen. 
Rowlings Ausflug in die Welt der Krimis ist ihr einfach grandios gelungen! 
"Der Ruf des Kuckucks" ist unglaublich spannend gerade zum Ende hin und sticht vor allem durch Rowlings charmanten britischen Stil aus der Masse heraus.

Aber erst einmal von Anfang an.

Im Grunde ist die Idee zugeben nichts vollkommen Unbekanntes. Das Schema: Selbstmord und irgendein Familienangehöriger ist der festen Überzeugung, dass das einfach nicht sein kann, ist schon oft Hintergrund eines Krimis/Thrillers gewesen, aber das Rad kann man schließlich auch nicht neu erfinden und so hat mich das nicht wirklich gestört, vor allem da ich so gut wie nie Bücher aus diesem Genre lese.

Das weltbekannte, beneidete, wunderschöne Model Lula Landry stürzt von ihrem Balkon im exklusiven London Mayfair und für die Polizei ist nach ein wenig Nachforschung schnell klar, dass das nur Selbstmord gewesen sein kann. Offenbar hatte Lula nämlich psychische Probleme und da liegt diese Schlussfolgerung nunmal sehr nah. 
Einzig und allein Lulas Stiefbruder John Bristow ist sich sicher, dass Lula ermordet worden sein muss.

Und an dieser Stelle kommt Cormoran Strike ins Spiel. Ein ehemaliger und versehrter Soldat aus Afghanistan mit hohen Schulden und einer kriselnden Beziehung, außerdem von Beruf mittlerweile Privatdetektiv. Und wer kann es schon verneinen, dass Privatdetektive als Ermittler immer viel genialer sind als normale Polizisten?

Vor allem wenn der Privatdetektiv so ein toller Charakter ist wie Cormoran Strike. Am Anfang war ich regelrecht schockiert, denn er wird im Buch als grober, ungepflegter Mann beschrieben, der nicht gerade charmant ist, aber im Laufe des Buches konnte ich ihn immer mehr leiden und man hat auch erfahren, warum er so geworden ist und wie sein Leben war. Außerdem macht er im Laufe der Geschichte eine klare Charakterveränderung durch und wird ein wenig offener und selbstbewusster.

Dazu trägt gewiss auch seine versehentlich eingestellte Zeitarbeitssekretärin bei, Robin, die zu Beginn sich auch nicht wirklich sicher ist, was sie von ihm halten soll. Durch ihren Fleiß und ihre gute Arbeit war sie mir sofort sympathisch, ich hatte zuerst ein kleines Püppchen erwartet, aber dem war definitiv nicht so! Die beiden freunden sich zum Ende hin sogar an und ich hoffe, das bleibt in den folgenden Bänden auch so!

Weitere Nebencharaktere gibt es reichlich, das ist ja auch irgendwie immer ein Merkmal englischer Krimis, bei Inspector Barnaby kommt man irgendwann manchmal nicht mal mehr hinterher mit dem Merken von Namen. 
Da ist auf jeden Fall zu nennen Lulas schüchterner, unsicher wirkender Bruder John Bristow, der Cormoran Strike engagiert, Guy Somé, ein berühmter Jungdesigner für den Lula als seine "Muse" arbeitete und die englische Schickeria und High Society, die durch verschiedene mehr oder weniger sympathische oder auch absolut widerwärtige Herrschaften dargestellt wird. Und ich denke weit an der Realität vorbei, ist Rowling nicht vorbei.

Um noch einmal zum Schreibstil zu kommen: dieser herrlich trockene, sarkastische und kühle Tonfall passt einfach perfekt zu diesem Buch und Rowlings Stil besitzt ja sowieso einen großen Wiedererkennungswert. Wenn man also weiß, dass das Buch von Rowling geschrieben wurde, kann man es auch klar erkennen.

Einzig und allein das Ende des Buches fand ich im Gegensatz zu dem genialen Rest ein wenig unverständlich, wenn auch die Idee an sich klasse ist. Ich habe mich einfach gefragt, ob ein Mörder, egal wie durchgeknallt er ist, das tatsächlich machen würde. Aber in die Gedanken eines Mörders kann ich mich auch nicht so gut hineinversetzen, muss man ja dazusagen.

Abschließend kann ich "Der Ruf des Kuckucks" mit den höchsten Tönen loben und das Buch jedem ans Herz legen, der britische Krimis liebt. Es ist unglaublich spannend, vielschichtig und hat einen tollen Protagonisten. Ich freu mich schon sehr auf folgende Bände!