Rezension

Toll geschrieben! Schade, dass es gegen Ende etwas langatmig wurde

Und damit fing es an - Rose Tremain

Und damit fing es an
von Rose Tremain

Wenn man sich den Klappentext genauer ansieht, könnte man denken, dass sich die Geschichte vor allem auf Gustav und Anton bezieht. Dementsprechend bin ich auch an das Buch herangegangen. Allerdings nimmt die Vergangenheit von Gustavs Eltern einen großen Teil der Erzählung ein. Zuerst irgendwie doof, denkt man. Doch dieser Teil (Mittelteil) hat mir mit Abstand am besten gefallen.

Das Buch ist demnach in drei Teile aufgeteilt: Teil 1 erzählt von Gustavs Kindheit, wie er Anton kennenlernt, wie sie zu besten Freunden werden. Auch das schwierige Verhältnis zu seiner Mutter wird thematisiert. Diese ist ein sehr interessanter Charakter, wenn auch unsympathisch. Als Leser versteht man nicht, warum sie so ist, wie sie ist. Teil 2 handelt von der Geschichte der Eltern, wie sie sich kennen und lieben lernen. Auch wird die deutsche Vergangenheit bezüglich des zweiten Weltkriegs thematisiert, und was für  schwerwiegende Konsequenzen dieser Krieg für Gustavs Familie hat, obwohl die Schweiz von dem Krieg verschont geblieben ist. Teil 3 handelt dann von Gustav und Anton als Erwachsene, wo sie im Leben stehen, welche Träume sie noch immer haben und was die zwei eigentlich verbindet. 

Gustav als Hauptperson hat mich total berührt. Er ist ein liebes, sanftes und selbstloses Kind, das jedem helfen möchte. Als Erwachsener ist er einsam und hingebungsvoll, noch immer sorgt er sich mehr um andere, als um sich selbst. Besonders Anton steht er immer wieder bei, obwohl dieser seine Hilfe nicht wirklich verdient hat.

Anton hingegen bildet sozusagen den Gegenpol. Er lebt in seiner eigenen Welt, achtet kaum darauf wie es seinen Mitmenschen geht, da er zu beschäftigt mit seinen persönlichen Krisen ist. Außerdem muss Gustav ihm mehrere Male aus der Patsche helfen. Allerdings ist ein Dank seitens Anton kaum zu erwarten. Er geht schier davon aus, dass Gustav alles für ihn tut. Ehrlich gesagt, hätte ich als Leser es bevorzugt wenn beide Charaktere richtige Ecken und Kanten gehabt hätten, letztendlich aber als mehr oder weniger gute Menschen hätten bezeichnet werden können. Leider ist es eher so, dass wir hier zwei perfekte Gegensätze haben, die teilweise etwas überspitzt wurden.  

Trotzdem haben mir Teil 1 und 2 sehr gut gefallen. Der Schreibstil der Autorin ist einfach, klar und strukturiert, es ist eine Freude ihre Sätze, gespickt mit ein paar Weisheiten, zu lesen.

Teil 3 hat mich allerdings etwas enttäuscht. Recht langatmig und emotionslos wird von Gustavs einsamen Leben als Hotelbesitzer berichtet. Mittlerweile ist er 50 Jahre alt. Anton lebt sein eigenes Leben in seiner ganz persönlichen Welt. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass die Autorin nicht recht wusste wie sie das Leben der erwachsenen Kinder interessant gestalten könnte. Insgesamt haben der Autorin wohl doch ein paar Ideen gefehlt, wenn es um die Beziehung zwischen Anton und Gustav geht, denn der 2. Teil handelt nicht mal von den zweien, nimmt aber einen großen Teil des Buches ein. Zudem fragt man sich, was denn nun genau thematisiert wird, das Leben der Eltern oder das der Kinder?

Fazit: Insgesamt hat mir das Buch vor allem wegen des Schreibstils der Autorin sehr gefallen. Die Geschichte an sich war bis zum Ende des zweiten Teils richtig gut, flachte dann aber ab. Der dritte Teil konnte mich nicht mehr so richtig packen.