Rezension

Tolle Anthologie

Aus dunklen Federn - Sonja Rüther, Markus Heitz, Thomas Finn

Aus dunklen Federn
von Sonja Rüther Markus Heitz Thomas Finn

Bewertet mit 5 Sternen

Abwechslungsreiche Geschichten haben hier Einzug erhalten und entführen den Lesern zu unterschiedlichster Weise in dunkle Abgründe.

Sonja Rüther hat eine Anthologie mit fesselnden Horrorgeschichten herausgegeben. Mit dabei sind „blutige Handschriften“ von Markus Heitz, Thomas Finn, Vincent Voss und einigen anderen. Die Geschichten selbst könnten unterschiedlicher nicht sein. Jeder Autor hat eine kleine Illustration als eine Art Titelblatt der Geschichte abgegeben, die teilweise bereits eine gute Einführung auf das ist, was den Leser erwartet. Ob das ein mystisches und blutiges Rapsfeld ist oder eine mutige Tour durch Leipzig, das Horrorherz geht einem wirklich auf.

Beginnend mit „Keine sieben Tage“, ist eine beklemmende Geschichte an den Anfang gesetzt worden, die erstmal ein paar Fragen aufwirft, bis man schließlich erfährt, worum es denn geht in dem kleinen Städtchen. Man könnte diese Story relativ langweilig empfinden, aber die Idee hat mir gefallen und unterm Strich kann man hier noch einmal über den Gevatter Tod nachdenken und darüber, dass er seine Auswahl nicht aus Fairnessgründen trifft.

„O Tannenbaum“ ist für Weihnachtshasser gedacht. Typische Familienszenarien sind eingefangen und vermutlich kennt jeder diese angespannte Stimmung, die Gereiztheit und den Wunsch, die Feiertage wären schon längst wieder vorbei. Dass der eigentliche Horror von einem Weihnachtsbaum und den wirbellosen Tierchen darin ausgeht, wird langsam klar und lässt einen mit einem mulmigen Gefühl auf die Pflanzen in der Wohnung schauen.

Mit „Exemplum“ ist eine gute Idee umgesetzt worden. Was machen eigentlich Schatten und Spiegelbilder? Sterben sie mit dem Menschen, zu dem sie gehören, sind sie eigenständig? Markus Heitzhat sich diese Frage gestellt und eine spannende Geschichte darum konstruiert. Hütet euch vor Schatten und Spiegeln!

Unterschwelliger Horror findet sich in „Alles ganz normal“ wieder. In meinen Augen lässt die Geschichte noch zu viel offen, aber Ängste und Gedanken der Protagonistin kann man sicherlich nachvollziehen. Dass es hierbei natürlich nicht ganz normal bleibt, ist klar.

Um einen Versager dreht sich „Bittere Wahrheit“. Der Stil ist gut gewählt, man kann förmlich den Protagonisten mit Wahnsinn in den Augen vor sich sehen.

Für den Nachrichtenstil von „Menschliches Versagen“ braucht man vielleicht etwas Geduld. Der Gedanke dahinter jedoch ist super und toll umgesetzt. Erinnert an das berühmte Zitat aus Jurassic Park: „Die Natur findet einen Weg!“ – und das tut sie. Tolle Idee.

Neben den Hauptgeschichten wurden auch Bonus-„Tracks“ hinzugefügt. Das beginnt schon mit einem kurzen Rummel am Anfang des Buches. Ein herrliches Horrorbild wird in literarischen Farben auf gerade mal einer Seite gemalt. Da lacht das Herzchen des Lesers.

Die Bonusgeschichten am Ende sind gut und runden die Anthologie wundervoll ab. „Destruenten“ lässt einen fast darum betteln, dass es hiervon ein ganzes, dickes Buch geben möge, um die Geschichte noch ausführlicher zu erfahren. Vielleicht fährt man danach nicht mehr so gerne U-Bahn…

Markus Heitz entführt mit „Fräulein Angstfrei“ zu Sehenswürdikeiten rund um Leipzig. Man erwartet vielleicht etwas mehr Grusel, aber die Idee ist gut und verbindet Märchen, Mythos und Horror.

Mit der abschließenden Geschichte „Walpurgia“ dürften Arachnophobiker ein kleinen Problem haben, aber perfekt gemacht, wird im Grunde erst mit dem letzten Satz der eigentliche Schocker aufgedeckt.

Aus dunklen Federn ist eine tolle Anthologie geworden, die Horrorfans sehr gut gefallen dürfte. Abwechslungsreiche Geschichten haben hier Einzug erhalten und entführen den Lesern zu unterschiedlichster Weise in dunkle Abgründe. Hiervon darf es sehr gerne Fortsetzung um Fortsetzung geben! Band zwei ist bereits erschienen.