Rezension

Tolle Charaktere, aber leider nur bedingt spannend

Die rechte Hand des Teufels - Kim J. Zupan

Die rechte Hand des Teufels
von Kim J. Zupan

Bewertet mit 3 Sternen

~~Val Millimaki arbeitet als Deputy in Montana nahe der Crazy Mountains. Nachdem in seinem Zuständigkeitsbereich der alte und berüchtigte Serienkiller John Gload verhaftet wird muss sich Millimaki mit diesem in seinen neu eingeteilten Nachtschichten auseinandersetzen. Val hadert mit den neuen Schichten, seine Ehe bröckelt und es belastet ihn sehr, dass er auf seinen Suchen nach Vermissten in den Crazy Mountains und deren Umgebung schon lange keinen lebenden Erfolg mehr aufweisen konnte. Schlaflosigkeit plagt sowohl den Killer als auch den Deputy und so beginnen die nächtlichen Gespräche.

Auf dem Buchdeckel ist gut lesbar das Wort “Psychothriller” aufgedruckt und ich denke, dass dies die komplett falsche Leserklientel anzuziehen versucht. “Die rechte Hand des Teufels” ist kein Psychothriller, kein normaler Thriller und auch kein Krimi. Dieses Buch stellt vielmehr den Blick in zwei unterschiedliche Köpfe dar, in ihr Leben, ihr Lieben und Leiden. In einer sehr ruhigen Art erzählt Kim Zupan aus der Zeit, in der Gload auf seine Verhandlung wartet und sich in nächtlicher Schlaflosigkeit eine zarte Freundschaft zwischen dem Killer und dem Gesetzeshüter bildet.

Beide Charaktere sind sehr gut gezeichnet. Millimaki als etwas einsiedlerischer, sehr gefühlvoller und doch verschlossener junger Mann, der abgeschieden mit seiner Frau zusammen lebt. Gload als oberflächlich betrachtet brutaler Killer, der aber doch auch eine feinere Seite besitzt und mit seinem rauen Charme klüger zu sein scheint, als man vermutet. Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Protagonisten, doch es gibt auch grundlegende Unterschiede. Es stellt sich die Frage, ob diese Freundschaft bestehen kann, wenn all die Grausamkeiten ans Licht gelangen, die John Gload auszeichnen.

Für mich war dieses Buch definitiv eine Leseerfahrung. Die feinen Charakterzeichnungen, die verstrickt in eine zeitlich springende Geschichte dargestellt wurden, waren sehr interessant. In meinen Augen in dies kein Buch, welches man einfach schnell weglesen kann und sollte, sondern man muss sich ihm widmen.

Ich bin jedoch leider auch mit falschen Erwartungen an dieses Buch herangetreten. So interessant die Charaktere beschrieben sind, so brüchig und seltsam die Freundschaft der beiden sein mag, so unspannend ist die eigentliche Handlung des Buches. Es geht im Grunde um einen leicht depressiven Deputy und einen wortkargen Killer, die sich nachts flüstern unterhalten. Man möchte Gload zwar auf die Schliche wegen weiterer Taten kommen und es werden auch ein paar dieser geschildert, dennoch kam für mich persönlich nie wirkliche Spannung auf.

“Die rechte Hand des Teufels” ist eine Empfehlung für Leser, die in menschliche Abgründe schauen möchten, die auf feine zwischenmenschliche Nuancen achten und die mit dem reellen, harten Leben rechnen. Wer jedoch ein spannungsgeladenes Buch sucht, der sollte sich dieses Buch zweimal überlegen.