Rezension

tolle Charaktere, gefühlvolle Passagen, gemeiner Cliffhanger

Bring Down the Stars - Emma Scott

Bring Down the Stars
von Emma Scott

Bewertet mit 4.5 Sternen

Connor und Weston sind seit ihrer Schulzeit unzertrennlich. Eher durch einen Zufall verbunden profitieren nun beide von ihrer engen Freundschaft und den Fähigkeiten und Möglichkeiten des jeweils anderen. Bisher war das auch nie ein großes Problem. Ohne die Unterstützung von Connors Familie wäre es für Weston nicht möglich, den Weg am College einzuschlagen und ohne Weston wäre es für Connor bei so manchem Aufsatz wohl schwer geworden. Doch als nun eine junge Frau ins Spiel kommt, stehen die Dinge doch ein wenig anders. Connor benötigt Unterstützung bei Autumn, die Weston ihm gewährt, bis zu einem gewissen Punkt. Allerdings wüten nicht nur in einem der jungen Männer Gefühle, die ihr gesamtes Leben verändern könnten…

Der Schreibstil von Emma Scott ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Es kam mir nicht vor, als hätte das Buch fast 400 Seiten, da ich wirklich zügig durch die Geschichte gerauscht bin. Auch wenn die Handlung nicht ganz so ergreifend und berührend ist, wie „All In“, so empfand ich den Stil schon als emotional. Die Figuren sind immer wieder unterschiedlichen Situationen ausgesetzt, die sie sehr beschäftigen und bewegen, die sie zum Nachdenken, teilweise auch umdenken bringen. Und auch die sich entwickelnden Verbindungen zwischen den einzelnen Charakteren sorgen immer wieder für verzwickte Momente. Besonders das Ende ist sehr aufwühlend und ich möchte am liebsten direkt weiter lesen, um zu erfahren, wie es nun weiter geht. Das ist von der Autorin wirklich geschickt angelegt, einen im spannendsten Augenblick mit all seinen Fragen und Gedanken allein zu lassen.

In der Geschichte begleitet man fast abwechselnd Autumn und Weston und erhält so sehr intensive Einblicke in ihre Leben, ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Da auch Connor viel Zeit mit den beiden verbringt, erfährt man auch über ihn viele Dinge, insgesamt jedoch etwas weniger, als bei Wes und Autumn.
Die Einblicke bei Wes beginnen schon in seiner Kindheit, was sehr hilfreich war um zu verstehen, wieso er teilweise so schroff und abweisend reagiert und wieso er sich Einiges selbst verbietet. Die Erlebnisse haben ihn sehr geprägt und geformt und auch wenn es total traurig ist zu verfolgen, wie sehr ihn das verändert hat, so ist es doch auch nachvollziehbar. Wes war in der Geschichte mein Lieblingscharakter, vielleicht gerade weil er teilweise so verloren und in sich selbst gefangen wirkt. Er ist manchmal sehr wortkarg und wirkt unfreundlich, hat aber auch eine unglaubliche Tiefe, ist intelligent und kann sehr tiefgründige Gespräche führen, wenn er sich denn darauf einlässt. Außerdem beobachtet er seine Mitmenschen genau und kann sich oft besser in sie eindenken und rein fühlen, als so manch anderer.
Connor ist da von einem ganz anderen Schlag. Er kommt aus wohlhabendem Hause und musste sich nie so existentielle Gedanken machen, wie Wes und Autumn. Dafür bekommt er anderen Druck von seinen Eltern und darf seinen Wünschen und Vorstellungen ebenfalls nicht einfach nachgehen. Auch wenn er zu Beginn manchmal wie ein arroganter Idiot rüber kam, so konnte man auch ihn im Verlauf doch besser kennen lernen und es werden einige Aspekte gezeigt, die auch bei ihm verstehen lassen, warum er sich vielleicht so entwickelt hat, wie er es getan hat.
Autumns Geschichte beginnt zwar erst auf dem College so richtig, da sich da ihr Weg mit dem der beiden Männer kreuzt, aber auch von ihr erfährt man das eine oder andere aus der Vergangenheit in ihren Gesprächen mit verschiedenen Personen. Auch wenn man sie in mancher Hinsicht vielleicht als naiv bezeichnen kann, so war auch ihr Verhalten schon verständlich. Manchmal möchte man die Dinge eben so sehen, wie man sie sich wünscht, auch wenn einige Aspekte dagegen sprechen und Zweifel aufkommen. Ich möchte da jetzt nicht so vorweg greifen, aber insgesamt fand ich auch ihre Entwicklung durchaus nachvollziehbar.
Auch wenn ich nicht jede Entscheidung der Charaktere gut heiße und selbst vielleicht anders gehandelt hätte, so fand ich ihr Verhalten doch passend für sie selbst. Die Protagonisten entwickeln sich zwar in gewisser Weise, bleiben sich selbst jedoch dabei treu und fallen nicht plötzlich aus irgendwelchen Mustern heraus. So sind ihre Entscheidungen durchaus nachvollziehbar und fügen sich stimmig in die Handlung ein. Die Protagonisten sind liebevoll ausgearbeitet und werden greifbar. Umso gespannter bin ich nun darauf, wie sie sich im zweiten Band weiter entwickeln werden.

An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir ein klein wenig mehr Tempo in der Geschichte gewünscht, da es Passagen gibt, an denen man eher auf der Stelle tritt. Allerdings sind auch diese Szenen nicht unwichtig, da sie den Charakteren den Raum geben, sich zu entwickeln, zu erklären oder neu zu sortieren. Gegen Ende des Buches gibt es noch mal eine Wendung, die der Handlung eine neue Richtung gibt und damit auch die Geschwindigkeit aufgrund der steigenden Dramatik anzieht. Diese Wendung kam zwar nicht ganz überraschend, gibt der Geschichte insgesamt jedoch noch mal ganz neue Aspekte und Möglichkeiten.
Fazit

Eine schöne Geschichte mit tollen, glaubwürdigen Charakteren, die alle ihre Eigenheiten und Besonderheiten mit einbringen dürfen. Auch wenn ich nicht so tief berührt war, wie bei anderen Büchern der Autorin, empfand ich die Geschichte als gefühlvoll und es gab auch immer mal wieder Passagen, die nachdenklich stimmen oder aufwühlen. Besonders spannend und bewegend sind die Ereignisse zum Ende des Buches. Ich möchte am liebsten weiter lesen, um gleich zu erfahren, wie es nun mit den Charakteren weitergeht und was ihr weiterer Weg noch für sie bereithält.