Rezension

Tolle Dystopie, auch wenn mir das Ende nicht gefiel

Hüter der Erinnerung - Lois Lowry

Hüter der Erinnerung
von Lois Lowry

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Es ist eine Welt, in der alles gesteuert ist. In der nichts Platz hat als Gleichheit und Einigkeit. Jeder Weg wird vorherbestimmt. Beim Aufwachsen erhalten die Kinder jedes Jahr eine weitere Zugabe .. ein Fahrrad, einen Haarschnitt und am Ende einen Beruf. Die Berufe werden fast immer passend zu den Personen gewählt. Jeder scheint zufrieden. Auch Jonas steuert auf diesen Part zu - doch entgegen aller anderen erhält er keinen Beruf, sondern eine Bestimmung, von der er bislang nicht einmal was kannte. Er soll der Hüter der Erinnerung werden. Denn nicht immer war alles so gleichmäßig, wie es jetzt ist. Jonas muss lernen mit Gefühlen, Erfahrungen, Leid, Schmerz, Freude umzugehen. Und er ist nicht sicher, ob er diese Last wirklich tragen kann. Denn selbst wenn er darüber reden dürfte, verstehen würde ihn niemand. Denn allen anderen fehlen diese Erinnerungen. Er fügt sich seinem Schicksal, doch dann erfährt er etwas, dass diese Last unerträglich macht und er beginnt, einen Weg zu suchen, aus diesem Schicksal auszubrechen.

Meine Meinung:
Ganz klar ein tolles Buch. Erschreckend in seinen Schilderungen, die erst nach und nach immer deutlicher werden, was es heißt, in Gleichheit und bestimmt zu leben. Eigentlich sind es keine Menschen mehr, sondern Marionetten. Doch da sie es nicht anders kennen, da ihnen Gefühle fehlen, Emotionen und vor allem das Wissen, dass es eigentlich anders sein müsste, sind sie völlig zu frieden. Nichts von dem, was sie tun oder tun müssen, stellen sie in Frage. Freuen sich über die einzelnen Lebensabschnitte - jedoch völlig emotionslos. Menschen sind austauschbar, geht einer, kommt ein Neuer. So ist es und so ist es völlig ok.

Sicherlich, wenn man es nicht anders kennt, ist es gut. Vor allem, wenn man scheinbar gar nicht in der Lage ist, es in Frage zu stellen. Doch wenn man es als Aussenstehender liest, nach und nach begreift, wie unendlich grausam die Hintergründe sind und wie unmenschlich das eigentlich alles ist, dann stellen sich einem regelrecht die Nackenhaare hoch.

Bei vielen Sachen bildeten sich sofort Bilder vor meinem Auge, oder ich meinte Bilder zu sehen, denn ich konnte es mir so überhaupt nicht vorstellen, weil ich so etwas natürlich nie erlebt hatte.

Das ursprüngliche Buch ist schon über 20 Jahre alt. Ich wurde erst jetzt durch Freunde darauf aufmerksam und die, weil es neu aufgelegt wurde, weil die Verfilmung anstand. Somit war es eine Dystopie, die ihrer Zeit voraus war und jetzt erst die Aufmerksamkeit erhält, die man Dystopien vor 20 Jahren einfach nicht gab. Damals war das alles mehr Science Fiction, nur von einer begrenzten Anzahl von Lesern beachtet. Schade eigentlich. Aber es scheint für alles eine Zeit zu geben und so freut es mich, dass die Autorin, die zwischenzeitlich bereits 78 Jahre alt ist, dies noch erlebt. Denn ich finde, es ist sehr verdient. Eine tolle Geschichte, toll erzählt.

Mich persönlich stört das Ende. Mir ist es viel zu offen.Vieles unbeantwortet, der Fantasie überlassen. Ich persönlich mag so etwas nicht und daher gibt es für mich auch einen Punkt Abzug. Aber ganz klar für mich ist, die DVD zieht sofort bei Erscheinen bei mir ein, darauf bin ich sehr neugierig, ich liebe Buchverfilmungen!

Fazit:
Eine tolle Dystopie, die einem zeigt, dass Gleichheit und Harmonie nicht immer gut ist. Dass überall da, wo etwas schlechtes vor Menschen verborgen wird, auch immer etwas gutes darunter leiden muss. Für Freunde von Dystopien absolut empfehlenswert, auch wenn mir persönlich das Ende leider nicht zusagte.