Rezension

Tolle fantasievolle Geschichte!

Tintenherz - Cornelia Funke

Tintenherz
von Cornelia Funke

Bewertet mit 4 Sternen

Tintenherz hat zu einem meiner Lieblingskinder- bzw. Jugendbüchern gehört. Die Geschichte konnte mich vor Jahren total begeistern und so zögerte ich natürlich nicht, als mir die Hörbücher ausgeliehen wurden. Zudem wollte ich der Tintenwelt schon lange einmal einen Besuch abstatten. Es kann ja nicht sein, dass die Rezensionen zu dieser Trilogie auf diesem Blog fehlen. Sie haben mich schließlich einen Großteil meiner Kindheit begleitet...

Gestaltung - Die Hörbuch Fassung 

Als ich sah, dass das Hörbuch 16 CDs hatte,  runzelte ich erst etwas misstrauisch die Stirn. 16 CDs sind schon ziemlich viel. Und so dick war mir das Buch gar nicht vorgekommen. Allerdings stellte sich sehr schnell heraus, dass die CDs mit verhältnismäßig wenig Tracks bestückt waren, sodass ich nur so durch die Geschichte flog. Zudem sollte hier vielleicht auch erwähnt werden, dass es sich hier nicht um ein mp3 Hörbuch handelt.

Gelesen wird Tintenherz von Rainer Strecker, einem Sprecher, der mir gefühlt sofort bekannt vorkam. Ich hatte den Eindruck, ihn schon öfter gehört zu haben, hätte aber mal wieder nicht sagen können, woher ich ihn kannte.

Während sich viele Sprecher wunderbar darauf verstehen, ihre Stimme bei beinahe jedem Charakter völlig anders klingen zu lassen, liest Rainer Strecker Tintenherz verhältnismäßig schlicht. Allerdings ist mir hier erstmals etwas aufgefallen: Und zwar braucht ein Hörbuch Sprecher auch eine bestimmte Art von Wiedererkennungswert. Versteht mich nicht falsch: Ich habe bisher schon viele tolle Hörbücher gehört. Doch Streckers Stimme sticht definitiv hervor. Einziger Nachteil: Manchmal hätte ich mir etwas mehr Interpretationen gewünscht.

Eher untypisch für Hörbücher ist, dass diese mit Musik begleitet werden. Nach jedem beendeten Kapitel gibt es hier ein kurzes Musikstück, das, je nach Stimmung sehr gut auf das beendete Kapitel abgestimmt ist. Toll finde ich, dass es hier einen klaren Schnitt zwischen den Kapiteln gibt und man so gut wahrnimmt, wann ein neues Kapitel beginnt.

Die Musikstücke waren mir hier und da etwas zu lang, lockerten die Geschichte aber auch gut auf.

Unterschied zur Buchvorlage

An dieser Stelle möchte ich noch auf einen kleineren weiteren Unterschied zur Buchvorlage aufmerksam machen. Und zwar werden in der Buchvorlage die Kapitel mit Zitaten aus anderen Büchern begonnen. Das ist, aufgrund der Tatsache, dass es hier überwiegend um Bücher geht, ein sehr schönes Stilmittel. Zudem entdeckte ich auch jede Menge Bücher, die ich unbedingt einmal lesen wollte, wie beispielsweise "Warten auf Gordot". Ihr ahnt es wahrscheinlich schon: Die Zitate sind in der Hörbuch Fassung weggelassen worden.

Dennoch gibt es deswegen keinen extra Punkte Abzug. Jedes der meiden Medien hat so sein eigenes Stilmittel.

 

Der Inhalt 

Wie oben schon erwähnt, bekommen Meggie und ihr Vater Besuch von einer unheimlichen Gestalt. Meggie ahnt, dass das nichts Gutes zu bedeuten hat. Ihr Vater scheint den Unbekannten auch noch zu kennen.

Als Meggie und Mo am nächsten Tag zu Tante Elinor aufbrechen, einer älteren Dame, die Bücher viel lieber mag, als echte Menschen, beginnt eine spannende Reise, in der sich alles nur um ein Buch dreht: Tintenherz!

Cornelia Funke schafft hier wundervolle Charaktere. Angefangen bei der 12-jährigen Meggie, die sich mutig dem ersten Abenteuer ihres Lebens stellt und sich nicht so leicht einschüchtern lässt.

Dann kommen natürlich die Nebencharaktere, die ich ebenfalls sehr ins Herz geschlossen habe. Da wäre beispielsweise der nächtliche Gast, der den Namen Staubfinger trägt und sich auf das Feuerspucken versteht. Auf mich wirkte er verloren und heimatlos. Er wünscht sich seit Jahren nichts sehnlicher, als endlich nach Hause zurückkehren zu können.

Meine zweite Lieblingsnebendarstellerin ist Elinor. Hinter ihrer rauen Schale und dem losen Mundwerk versteckt sich aber ein weiches Herz. Und wer einmal seinen Platz darin gefunden hat, kommt auch so schnell nicht mehr heraus.

Richtig toll finde auch, dass die Handlung in sich abgeschlossen ist. Wer nach Tintenherz erst einmal genug von der Trilogie hat, ist nicht gezwungen sofort weiterzulesen, da der Roman nicht mit einem teuflischen Cliffhänger endet.

 

Schreibstil 

Hier handelt es sich um den ersten Teil einer Kinderbuch Trilogie. Daher ist auch der Schreibstil der Geschichte sehr einfach aber klar gehalten. Hier und da schmückt Cornelia Funke die Geschichte mit sprachlichen Bildern aus. Vor Jahren habe ich ihren Schreibstil geliebt. Diesmal muss ich aber gestehen, dass mich das Buch nicht durchgehend begeistern konnte. Es gab Passagen, in denen ich voll in die Geschichte eintauchen konnte. Dann gab es aber auch wieder die Momente, in denen ich etwas abgeschweift bin.

Was mir aber aufgefallen ist: Wie bei jeder guten Geschichte, gibt es auch hier eine Gruppe Bösewichte. Und diese verstehen sich wunderbar auf Drohungen wie: "Ich schneid' dir die Kehle durch." Das sind jetzt Passagen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt für Kinder geeignet sind. Allerdings beschränkt es sich hier auf die verbalen Drohungen. In Tintenherz gibt es keine gewalttätigen Szenen, die man Kindern nicht auch zumuten könnte. Zudem war mir damals zwar bewusst, dass es sich um Drohungen handelt, ich habe mir aber nicht so viele Gedanken darüber gemacht.

Gesamteindruck

Ich bin im Tintenwelt Fieber. Ich freue mich, dass ich nochmal die Gelegenheit habe, in die Tintenwelt einzutauchen und alte Bekannte wiederzutreffen. Zudem muss ich feststellen, dass ich mich an viele Details der Geschichte überhaupt nicht mehr erinnern konnte.

Fakt ist: Wer fantastische Geschichten liebt und eine schöne Bücherreihe sucht, macht mit Tintenherz definitiv keinen Fehlkauf.

 

Kurzinfo zum Film 

Als Tintenherz vor einigen Jahren verfilmt wurde, wartete ich gespannt auf die Umsetzung. Hier erlebte ich erstmals, dass ein Charakter genauso gecastet wurde, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.

Das war leider auch schon der einzige positive Aspekt, der mir zur Verfilmung einfällt. Die Geschichte war von vorne herein so entwickelt, dass es überhaupt keinen Sinn mehr machte, die Folgebände ebenfalls zu verfilmen. Das fand ich sehr schade, da es immer clever ist, sich mehrere Türen aufzuhalten.

Da sieht man mal wieder, dass nicht alles aus dem Hause Hollywood auch wirklich gut umgesetzt ist.